Maklerin vor Gericht: 1,4 Millionen Euro erschwindelt

Versicherungsmaklerin vor Gericht: Ihr Mann entzog sich durch Suizid seiner Verantwortung. Die Anklage: 18-facher, besonders schwerer Betrug. Dafür könnte es vier Jahre und drei Monate Haft geben.
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MÜNCHEN - Versicherungsmaklerin vor Gericht: Ihr Mann entzog sich durch Suizid seiner Verantwortung. Die Anklage: 18-facher, besonders schwerer Betrug. Dafür könnte es vier Jahre und drei Monate Haft geben.

Sie spricht mit leiser Stimme im Gerichtssaal. Resigniert klingt das meist, dann wieder ringt sie mit den Tränen. Dass sie einen Millionenbetrag erschwindelt hat, gibt die 51-jährige Birgit K. zu, doch die Initiative sei von ihrem Mann ausgegangen. „Erst war’s mir egal, dann wurde es mir zu bunt und ich hab’ die Daten selber verändert.“

Verändert bedeutet, dass Birgit K. als nominelle Geschäftsführerin und ihr Mann Horst als eigentlicher Chef mit ihrer Versicherungsmakler GmbH über Jahre eine Versicherung um insgesamt 1,443 Millionen Euro betrogen haben, in dem sie falsche Prämienhöhen für Auslands-Versicherungen von Erntehelfern, Au Pairs und Kursteilnehmern des Goethe-Instituts angaben. Da der Kooperationsvertrag vorsah, dass sämtliche Vorgänge rund um die Verträge einschließlich der Schadensregulierung in der Hand des Maklers blieben, hatte die Versicherung keinen Überblick über die Zahl der abgeschlossenen Verträge.

Der Schwindel flog bei einer Revision im Sommer 2009 auf. Danach eskalierten die Ereignisse. Das Paar – sie haben zwei erwachsene Kinder – zerstritt sich endgültig. Birgit K. trennte sich von ihrem dominanten Mann: „Wo er war, war kein Platz für andere“, beschreibt sie seinen Charakter. Auch andere bestätigen, dass Horst K. vor allem durch seine äußerst bestimmende Art und Extravaganz auffiel. So habe er sich für eine halbe Million ein riesiges Wohnmobil angeschafft. „Er übernachtete bei Geschäftsreisen nicht gerne in Hotels“, erklärt seine Witwe.

Im Sommer sei sie vor der Wahl gestanden, „sich aufzuhängen“ oder sich zu trennen. Er zog in eine Münchner Wohnung. Sie blieb in Bad Tölz.

Die Firma geriet in Insolvenz und die Ermittler zogen den Kreis im Dezember immer enger um Horst und Birgit K. „Das habe ich ihm am Telefon gesagt“, berichtet die Angeklagte. Am 11. Dezember 2009 drehte Horst K. den Gashahn in seiner Münchner Wohnung auf und „machte sich aus dem Staub“, wie es der Vorsitzende Richter ausdrückte. Drei Tage später geht Birgit K. in U-Haft.

Sie muss nun allein die Konsequenzen tragen, ist des 18-fachen Betruges in besonders schwerem Fall angeklagt. Vier Jahre und drei Monate Haft wurden ihr vom Gericht bei einem Geständnis in Aussicht gestellt.

John Schneider

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