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"Macht mich absolut wütend": Das sagt Münchens OB Dieter Reiter zum mutmaßlichen Brandanschlag

Erneut stehen in München Autos der Polizei in Brand. Dieses Mal ist die Reiterstaffel betroffen. Ermittler vermuten Brandstiftung. Bei der Polizeigewerkschaft will man jetzt schon wissen, wer die Verantwortung dafür trägt
von  AZ/ dpa
Nach Angaben der Polizei wurden sechs Fahrzeuge beschädigt, vier davon erlitten durch das Feuer einen Totalschaden.
Nach Angaben der Polizei wurden sechs Fahrzeuge beschädigt, vier davon erlitten durch das Feuer einen Totalschaden. © Sebastian Pieknik/NEWS5/dpa

Auf die Polizeiinspektion der Reiterstaffel in München ist mutmaßlich ein Brandanschlag verübt worden. Nach Angaben der Polizei wurden sechs Fahrzeuge beschädigt, vier davon erlitten durch das Feuer einen Totalschaden, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums München mitteilte. Aufgrund des Schadensbildes werde derzeit von Brandstiftung ausgegangen. Die Polizei ermittelt demnach in alle Richtungen. Ein Zusammenhang mit einer Serie an Brandanschlägen in und um München wird geprüft.

Auch Stallungen seien durch das Feuer in Mitleidenschaft gezogen worden, fügte der Sprecher hinzu. Unmittelbar betroffene Pferde seien durch die Einsatzkräfte evakuiert und deshalb keine Tiere verletzt worden. Die Polizei schätzt den entstandenen Schaden auf rund eine Million Euro.

Der Brand war den Angaben zufolge gegen 3.15 Uhr am frühen Donnerstagmorgen gemeldet worden. Mehr als 70 Kräfte und ein Hubschrauber der Bundespolizei waren demnach im Einsatz. Gegen 3.50 Uhr sei der Brand gelöscht worden. Eine Kameraüberwachung sollte laut Polizei nach dem Brand der Hundestaffel eingerichtet werden, befand sich aber erst in Vorbereitung. Laut Polizei hat die Generalstaatsanwaltschaft inzwischen die Ermittlungen übernommen. 

Polizeigewerkschaft jetzt schon sicher über Brandursache  

Für Thorsten Grimm von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) ist hingegen jetzt schon klar, dass es sich um einen direkten Anschlag auf die Polizei handeln würde, "der ganz deutlich linksterroristische Züge trägt und klar das Ziel verfolgt, die Logistik und die Einsatzfähigkeit der Polizei als Organisation zu zerstören", so der erste stellvertretende Landesvorsitzender des bayerischen Landesverbandes der DPolG.

"Macht mich absolut wütend": Das sagt Münchens OB Dieter Reiter

 Zum mutmaßlichen Brandanschlag auf die Reiterstaffel der Münchner Polizei äußern sich Spitzen aus der Landes- und Stadt-SPD. Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Holger Grießhammer, erklärt, dass solcher Anschlag nicht nur kriminell sei, "er richtet sich direkt gegen unseren Staat und damit gegen uns alle. Dagegen müssen wir mit aller Härte vorgehen."

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter kommentiert den mutmaßlichen Brandanschlag auf die Reiterstaffel mit deutlichen Worten.
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter kommentiert den mutmaßlichen Brandanschlag auf die Reiterstaffel mit deutlichen Worten. © Matthias Balk/dpa

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter macht der Fall "absolut wütend". So könne man nur von Glück sagen, "dass niemand verletzt wurde und die Pferde rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden konnten", wie er in einem Statement sagt. Und weiter heißt es dort, dass am Ende der Steuerzahler wieder für den Schaden aufkommen müsse. Dann wird der OB noch einmal deutlich: "Wie verblendet und beschränkt muss man sein, wenn man denkt, damit irgendetwas erreichen zu können." Gewalt könne und dürfe niemals ein Instrument sein, um politische Ziele erreichen zu wollen. Einen Anschlag auf Polizeifahrzeuge sieht Reiter auch als einen Anschlag auf die Polizistinnen und Polizisten, also diejenigen, "die jeden Tag dafür sorgen, dass die Münchnerinnen und Münchner in Sicherheit leben können und München die sicherste Großstadt Europas ist und bleibt.“

Serie von Bränden um München

Viele ungeklärte Fragen bei mehr als 40 Bränden

Die Serie begann 2021. Seitdem häufen sich im Stadtgebiet aber auch dem Umland Brände, bei denen Baumaschinen, Funkmasten, Datenkabel, Autos oder Anlagen der Deutschen Bahn in Flammen aufgingen. Ende Januar gingen 23 Fahrzeuge der Polizeihundestaffel in Allach in Flammen auf. Es entstand ein Schaden in Millionenhöhe. Betroffen waren speziell ausgerüstete und zum Transport der Polizeihunde umgebaute VW-Busse.


Das Areal der Hundestaffel liegt östlich der S-Bahnstation und ist nur über eine einzige Zufahrtsstraße zu erreichen. Das Gelände ist abgelegen, damit Hundegebell die Anwohner nicht stört. Es ist von Wiesn, Wäldern und Feldern umgeben, ein ganzes Stück weit weg von der nächsten Wohnsiedlung. Genau das nutzten offenbar die Brandstifter aus, als sie wie jetzt in Trudering bei der Reiterstaffel in den frühen Morgenstunden Feuer legten. Obwohl in Allach als auch in Trudering sofort eine umfangreiche Großfahndung anlief, an der ein Polizeihubschrauber und Dutzende Streifenwagen beteiligt waren, konnte die Täter unerkannt entkommen.

Im vergangenen April gab es zuletzt einen Anschlag auf eine Anlage zur Datenübertragung der Deutschen Bahn. Ein Kabelschacht in Obermenzing brannte, mit weitreichenden Folgen für den Zugverkehr in ganz Süddeutschland. Unter anderem war die ICE-Strecke Nürnberg-Erfurt gesperrt, weil durch die Störung die Signale auf Rot sprangen. 90 Züge fielen nach Bahnangaben aus. In München war auch die S-Bahn zum Flughafen betroffen.

Seit August 2023 beschäftigt sich die Ermittlungsgruppe "Raute" beim Polizeipräsidium München mit der Serie von Brandanschlägen. Besonders häufig betroffen ist der Großraum München. Die Zahl der ungeklärten Brände liegt inzwischen bei über 40.

Im vergangenen März nahmen Generalstaatsanwaltschaft und Polizei zwei verdächtige Männer fest. Ob sie tatsächlich mit den Brandstiftungen zu tun haben, ist nicht geklärt. Die Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus bei der Generalstaatsanwaltschaft betont, dass die beiden verdächtigen Männer derzeit nicht wegen Brandstiftungen in Untersuchungshaft sitzen, sondern wegen anderer Delikte – unter anderem wegen des Verdachts einer Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung. Bei den Brandanschlägen bestehe lediglich ein Anfangsverdacht der Beteiligung an einigen Taten.

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