Lustspielhaus vor dem Aus?

MÜNCHEN - Es ist eine DER Kabarett-Bühnen Deutschlands: Das Lustspielhaus in der Occamstraße. Doch jetzt droht der Miteigentümer Wolfgang Nöth (64) damit, die Schwabinger Kult-Einrichtung dicht zu machen. Unwiederbringlich.
Warum? Einige Nachbarn beschweren sich seit Jahren über das Lustspielhaus. Alleine für das Jahr 2007 will eine Anwohnerin 113 Veranstaltungen dokumentiert haben, bei denen „unzumutbarer Lärm“ festgestellt wurde. So heißt es in einem Anwaltsschreiben, das der AZ vorliegt. Auch das Vereinsheim – eine kleine Kneipe neben der Kabarettbühne – stört die Nachtruhe der Nachbarn. Hier würden „sehr laute und bis in die späte Nacht hinein dauernde Veranstaltungen“ durchgeführt.
Die Stadt hat sich bereits in den Streit eingeklinkt. Sie fordert ein Schallschutzgutachten. Doch ein solches will Wolfgang Nöth bereits vor 15 Jahren abgeliefert haben – nachdem er das Lustspielhaus im Jahr 1993 komplett umgebaut hatte. Schon damals war es eine Auseinandersetzung mit Nachbarn, die den Umbau nötig machte. Schon damals ging es um Lärmbelästigung.
„Die haben das Gutachten verschlampt. Ohne das hätten wir doch gar nicht mehr aufmachen dürfen“, behauptet Nöth. Im Planungsreferat heißt es dagegen, die vorhandenen Gutachten hätten den Ansprüchen nicht genügt. „Manchmal sind wir halt auch kulant.“
"Dann machen wir eine Saufbude rein"
Wolfgang Nöth ist richtig sauer. Gerade erst hat die Stadt seine Pläne für einen Kunstpark Nord in Fröttmaning eingestampft. Jetzt der Ärger ums Lustspielhaus. Für ihn ist klar: Wenn das neue Schallschutzgutachten ergibt, dass weitere Umbauten erforderlich sind, war’s das. „Ich baue da nichts mehr um. Lieber mache ich es zu. Aus. Dann machen wir eine Saufbude rein. Da kenne ich keine Gnade.“
Nöth gehört das Lustspielhaus allerdings nur zu einem Drittel. Miteigentümer sind der Kabarettist Bruno Jonas und die Firma Ernst Frey. Bei letzterer kann der Hallen-Guru Nöth auf volle Unterstützung zählen. „Er ist unser Sprachrohr. Wir gehen in der Regel mit ihm mit“, erklärt ein Firmensprecher.
Auf dem Weg der Einigung?
Der Pächter des Lustspielhauses, Till Hoffmann, ist trotz allem zuversichtlich: Man sei auf einem Weg der Einigung. „Ich bin guter Dinge, dass der Gutachter feststellen wird, dass die zugelassenen Lärmwerte nicht überschritten werden“, sagt er. Dann wäre die ganze Sache wohl erledigt – ein klassischer Fall von viel Lärm um nichts.
Und wenn die Veranstaltungen im Lustspielhaus eben doch zu laut sind? „ Wenn die zulässigen Lärmwerte tatsächlich überschritten sind, muss umgebaut werden“, betont Michael Hardi, Sprecher beim städtischen Planungsreferat. Eine Perspektive, die Nöth aus die Palme bringt: „Wenn die Behörde so weiter macht, mache ich zu“, droht er. „Dann braucht die Stadt das Lustspielhaus nicht.“
Julia Lenders