Liza Minnelli bleibt personifiziertes Entertainment
Mit dem Song «Teach Me Tonight», eröffnete Liza Minnelli am Freitagabend in Frankfurt ihr fulminantes Konzert zum Auftakt ihrer Deutschlandtour.
Dabei war sie selbst es, die mit ihrer Show eine Lehrstunde in Sachen Entertainment gab. Die rund 1200 Fans des New Yorker Weltstars reagierten hingerissen und feierten die 63-Jährige euphorisch, die sich in Höchstform präsentierte. Immer wieder sprang das Publikum von den Sitzen auf. Der guten Stimmung konnte auch die Tatsache nichts anhaben, dass bei Eintrittspreisen bis zu 170 Euro viele Plätze im Saal leerblieben.
Minnelli hatte gute Gründe, bester Laune zu sein. Ihre aktuelle Broadway-Show «Lizas At The Palace» wurde erst vor wenigen Tagen mit dem begehrten Tony-Award ausgezeichnet. Die Sängerin, Tänzerin und Entertainerin ist eine der wenigen Künstlerinnen, die im Laufe ihrer wechselvollen Karriere mit allen vier bedeutenden Auszeichnungen der US-Entertainment-Branche Tony, Emmy, Grammy und Oscar - ausgezeichnet wurde. Bei ihrem Auftritt in der Alten Oper wurde schnell klar, warum das so ist: Die Minnelli ist das personifizierte Entertainment, bei der das Showtalent aus jeder Pore dringt.
Kraftvolle Stimme, strapazierter Körper
Als Sängerin hat sie bis heute eine Stimme, die vor Kraft und Energie strotzt, die aber auch voller Nuancen ist und zart und zerbrechlich sein kann. Als Tänzerin kann sie immer noch beeindrucken, auch wenn ihr zwischenzeitlich durch Drogen-, Tabletten- und Alkoholmissbrauch geschundener, von Krankheiten strapazierter und mit künstlichen Gelenken versehener Körper längst nicht mehr immer so kann, wie das Temperamentbündel es gerne wollte.
«The Show Must Go On», die Show muss weitergehen, hat Minnelli einen weiteren Grundsatz verinnerlicht und nimmt es mit Humor und Selbstironie: «Wissen Sie noch, wie ich früher an dieser Stelle in die Knie gegangen bin?», ruft sie mitten in einem Lied und lacht ein bisschen dreckig.
Die Tochter von Judy Garland, die seit frühester Kindheit im Rampenlicht stand, hat den Glamour einer Diva, aber nicht die Arroganz. Sie wirkt bei ihren kurzweiligen und witzigen Moderationen aufgedreht und hektisch, aber immer herzlich. Wenn sie singt, begleitet von einem hervorragenden Orchester, dann herrscht gerade bei den herzzerreißenden Balladen gebannte Stille und Gänsehaut-Atmosphäre.
Klassiker und Balladen
Das Publikum erlebte ein abwechslungsreiches Programm. Natürlich durften Klassiker wie «Cabaret», der Titelsong ihres Durchbruchs und Oscar-Erfolgs, und «New York, New York» nicht fehlen. Auch «Maybe This Time» oder «Every Time We Say Goodbye» sorgten für besondere Momente. Ihren Ruf als Schwulen-Ikone unterstrich Minnelli, als sie Charles Aznavours Song «What Makes A Man A Man» ankündigte, in dem er 1979 sehr berührend die Probleme eines Homosexuellen schilderte: «Nur wenige Songschreiber waren so mutig, über die Dinge zu schreiben, über die er schrieb.»
Mit einem «Das wars» verabschiedete sich Minnelli sehr abrupt von der Bühne. Das wars natürlich noch lange nicht. Sie kehrte noch mehrmals zurück zur letzten Zugabe ohne ihre Musiker, ganz allein mit ihrer starken Stimme und einzigartigen Ausstrahlung. (dpa)
(Weitere Tourdaten im Juni: München (14.), Bielefeld (18.), Düsseldorf (20.) und Berlin (22.))
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