„Liquid Ecstasy": Großrazzia in Münchner Drogenszene
MÜNCHEN - Fahnder entdecken in München eine Cannabis-Plantage und ein Depot mit 44 Litern „Liquid Ecstasy“. Bei einer europaweiten Razzia beschlagnahmen sie in Deutschland 140 Liter. Die Drahtzieher kommen aus München.
Der Industrie dient es als Lösungsmittel, Vergewaltigern als K.O.-Tropfen und Nachtschwärmern als Partydroge. Gamma-Butyrolacton nennen Chemiker den Stoff – kurz: GBL. In der Partyszene spricht man von Liquid Ecstasy. Nun wurden bei einer europaweiten Razzia allein in Deutschland knapp 140 Liter der Substanz beschlagnahmt.
Auch in München wurden die Ermittler fündig. Mehr als die Hälfte der in Bayern sichergestellten 62 Liter GBL kommen aus München. Ein 39-Jähriger aus Laim hatte zwei Kanister mit 44 Litern der Substanz zuhause gebunkert.
Bei den sechs Durchsuchungen in München fanden Beamte laut Landeskriminalamt „die gesamte Palette an Drogen“. In der Maxvorstadt entdeckten Fahnder eine Cannabisplantage mit 63 Pflanzen. Die Drogen wurden sicher gestellt. Die Verdächtigen müssen sich wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz verantworten.
Bei einer der größten Drogen-Razzien in der Geschichte der Bundesrepublik waren 1560 Polizisten in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in Slowenien im Einsatz.
Im Juni vergangenen Jahres hatten Fahnder einen 49-jährigen GBL-Dealer im Landkreis München verhaftet und 15000 Ampullen des Rauschgifts sicher gestellt. Der Mann hatte die synthetische Droge von einem 31-jährigen Chemiehändler aus Roth in Mittelfranken erhalten. Dessen Kundenstamm umfasste rund 3000 Personen. Bei vielen von ihnen klingelte am Dienstag in der Früh die Polizei.
Das als Arzneimittel eingestufte GBL hat eine Wirkung wie Heroin, ist allerdings viel billiger und auch schädlicher. Herz- und Kreislaufversagen gehört zu den gängigen Nebenwirkungen. Im Juli 2007 starb ein 34-Jähriger aus Kassel im Liquid Ecstasy-Rausch. In seiner Hosentasche steckte noch die Rechnung des Chemikers aus Roth.
rke
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