Lift-Horror: Monteur stürzt 25 Meter tief
MÜNCHEN - Riesen-Glück für einen 55-jährigen Monteur. Der Mann hat einen 25 Meter tiefen Sturz in einen Liftschacht nur leicht verletzt überstanden. Bei der Reparatur des Aufzugs war plötzlich die Kabine aus dem siebten Stock ins Erdgeschoss gestürzt. Das Unfall-Drama...
Absturz – der absolute Albtraum aller Aufzugmonteure. Hartmut Kohler hat ihn erlebt. Am Dienstagnachmittag stürzte der 55-jährige bei Arbeiten in einem Aufzugschacht des Elisenhofs 25 Meter in die Tiefe. Dabei riss er sich eine tiefe Fleischwunde ins rechte Schienbein – bis auf den Knochen. Seine Hände sind aufgerissen und voller münzgroßer Brandblasen. Er hatte sich bei seinem Sturz noch an den fingerdicken Aufzugsseilen festgehalten.
Dabei ging es nur um eine einfache Wartungsarbeit. Reine Routine. Hartmut Kohler sollte im Auftrag der Garchinger Aufzugsfirma Vestner eine Umlenkrolle des Lifts austauschen. An der hängen die Aufzugseile, die den Lift hinauf- und hinunterziehen.
Plötzlich riss der Karabinerhaken
Hartmut Kohler stieg im siebten Stock durch die Tür in den Schacht und stellte sich auf das Dach der Kabine. Der routinierte Techniker, der seit 1996 selbstständig als Monteur arbeitet, hängte die Aufzugseile aus, um die Rolle leichter auszuwechseln. Die Kabine sicherte Kohler mit einem Flaschenzug – doch gegen 15.25 Uhr riss plötzlich ein Kettenglied am Karabinerhaken. Hartmut Kohler fiel in die Tiefe.
„Mir zog es einfach den Boden unter den Füßen weg“, sagt er der AZ im Krankenhaus. Nach etwa zwölf Metern packte er mit beiden Händen zwei Aufzugseile, um sich abzubremsen. Das rettete ihm das Leben. Hartmut Kohler prallte nur Sekunden, nachdem die Liftkabine auf den Boden prallte, auf das Dach, sein rechtes Bein knallte auf das Geländer. Die Kabine ist Schrott. Schaden: rund 100000 Euro.
In Gedanken bei der Ehefrau
Sein Kollege, der im Maschinenraum über dem Schacht arbeitete, hörte den Lärm und eilte Hartmut Kohler zu Hilfe. „Er zog mich durch die Tür in den ersten Stock raus“, sagt der gebürtige Leipziger. Dann kam er ins Klinikum Innenstadt – in die Notaufnahme. Während des Sturzes hat Hartmut Kohler nur an eines gedacht: an seine Frau Ilona. „Ich sagte mir, ich kann ihr das nicht antun“, sagt er. „Dass ich sterbe oder behindert bin.“ Er hat es geschafft: „Ich fühle mich gut – ich habe nur so einen Muskelkater!“
Wie konnte es zum Horror- Unfall kommen? Zuerst ging die Polizei von einem Materialfehler aus. Später hieß es: Hartmut Kohler ist selbst schuld! „Das war unsachgemäßes Hantieren“, sagt Polizeisprecher Andreas Ruch der AZ. Der Flaschenzug könne nur eine Tonne tragen, „die Kabine wog aber 2,5 Tonnen – er hat den Fehler selbst begangen.“
Schnell wieder arbeiten
Hartmut Kohler widerspricht: „Der Zug kann bis zu zwei Tonnen tragen, die Kabine wog laut den technischen Angaben 1,5 Tonnen.“ Wie dem auch sei – bezahlen muss Hartmut Kohler den Schaden wahrscheinlich nicht. „Er hat im Auftrag einer Firma gearbeitet“, sagt Polizeisprecher Ruch. „Und die dürfte versichert sein.“ Dafür muss sich Hartmut Kohler um die übrigen Rechnungen kümmern. Morgen will er wieder heim zu seiner Frau. Und dann schnell wieder arbeiten. „Ich bin doch selbstständig.“
Thomas Gautier
- Themen:
- Polizei