Leibspeisen von früher
Familienrezepte werden oft gehütet wie ein Schatz. In unserer neuen Serie stellen Leser ihre Gerichte vor
Es gibt sie in jeder Familie: Die Suppe, mit der es einem gleich wieder besser geht. Den Kartoffelsalat, der beim Essen immer als erstes knapp wird. Den saftigen Kuchen, der bei keinem Geburtstag fehlen darf. Diese besonderen Rezepte sind in keinem Kochbuch zu finden. Sie werden von der einen Generation zur nächsten weitergegeben.
Meist sind sie einfach und schnell zubereitet, brauchen wenig Zutaten und verwerten auch mal Reste – aber sie sind immer etwas Besonderes. Dass Omas Rezepte meist ohne Maßangaben sind, macht das Nachkochen allerdings schwierig. „Nach Gefühl“ kocht auch Christina Hollmer aus Haunkenzell im Bayerischen Wald.
Für ihre Enkel verbringt die 73-Jährige oft den ganzen Tag in der Küche – und zaubert ein Lieblingsgericht nach dem anderen. Natürlich auf ihrem Holzofen. Am liebsten kocht sie mit Kartoffeln: „Damit kann man einfach unglaublich viel machen: Maultaschen, Fingernudeln, Püree, Salat, Reiberdatschi – und natürlich den Zwirl.“ Letzteren nennt man außerhalb der Gegend um Straubing auch Erdäpfelsterz oder Kartoffelschmarrn.
„Den Zwirl mögen bei uns alle, aber jeder ein bisserl anders.“ Am Tisch von Christina Hollmer mag der eine das leicht süßliche Kartoffelgericht mit Dickmilch oder mit Apfelmus. Der andere mag den Zwirl lieber mit Sauerkraut und hat so die herzhafte Variante. Hauptsache, vom Zwirl selbst ist genügend da.
Kathrin Hollmer
Das Rezept
Zwirl: Kartoffelgericht aus Niederbayern
Für vier Personen zwei Pfund Kartoffeln kochen, schälen und kalt werden lassen. Für das Gericht kann man die Kartoffeln auch am Abend vorher kochen oder Reste vom Vortag verwenden.
Die kalten Erdäpfel durch eine Presse drücken oder reiben, salzen und etwa 350 Gramm Mehl mit einer Gabel einarbeiten bis der Teig krümelig ist. Bei mehlig kochenden weniger, bei feuchten Kartoffeln mehr Mehl verwenden.
In der gefetteten Pfanne backen, dabei erst wenden, wenn die Kartoffelflocken auf der unteren Seite schon goldbraun sind. Weiterbacken, bis der Zwirl überall gold- bis dunkelbraun ist. Dabei ständig wenden und mit dem Pfannenheber in kleine Stückchen teilen.
Verfeinern kann man den Kartoffelschmarrn mit einem Esslöffel süßer oder saurer Sahne, würzen kann man nach Wunsch noch zusätzlich mit Muskat. Gegessen wird der Zwirl am besten pur, mit Dickmilch, Apfelmus oder Sauerkraut. Als Beilage passt er aber auch zu Fleischgerichten.
- Themen: