Leberkas und andere Gefahren

Die Verbraucherschutzzentrale warnt in ihrer Jahresbilanz vor Abzocke bei Online-Spielen, vor Mogelpackungen bei Nahrungsmitteln – und vor windigen Finanzgeschäften.
von  Florian Zick

Die Verbraucherschutzzentrale warnt in ihrer Jahresbilanz vor Abzocke bei Online-Spielen, vor Mogelpackungen bei Nahrungsmitteln – und vor windigen Finanzgeschäften.

Selbst als Chefin der bayerischen Verbraucherschutzzentrale ist man vor Abzocke nicht gefeit: das Sky-Abo für 29,95 Euro im Monat, die Bundesliga für den Sohn und die Hollywood-Filme für sich selbst – und das auch noch fünf Euro günstiger als regulär. Das schien Marion Breithaupt-Endres doch mal ein gutes Angebot zu sein. War es letztendlich aber nicht.

Was der Pay-TV-Sender in seiner Werbung nicht deutlich klarstellte: Für den kleineren Preis bekommt man auch nur ein kleineres Programm. Breithaupt-Endres erwirkte mit ihrem Verein deshalb erst eine Unterlassungserklärung und, als Sky diese nicht unterzeichnen wollte, auch noch eine einstweilige Verfügung. Seitdem darf der Bezahlsender mit dem Rabatt nicht mehr werben.
 
Bei der Verbraucherschutzzentrale Bayern sind im vergangenen Jahr eine ganze Reihe solcher Fälle aufgelaufen. Über 100 000 Hilfesuchende hätten sich 2013 an die Beratungsstelle gewandt, bilanzierte Breithaupt-Endres gestern. Dabei ging es um eine Vielzahl an Themen: Digitales Leben, Altersvorsorge, Energieberatung, Ernährung. Die AZ bietet einen kleinen Überblick über die wichtigsten Einsatzgebiete der Verbraucherzentrale.
 
Telefon und Internet
Dieser Bereich ist einer der größten, fast jede vierte Anfrage, die bei der Verbraucherzentrale eingeht, dreht sich um Probleme bei der Anschluss-Kündigung oder um unverständliche Posten in der Rechnung. Auch die Flut an Beschwerden über sogenannter Phishing-Mails ebbte 2013 nicht ab. Betrüger geben sich dabei täuschend echt als Vertreter einer Unternehmens aus, in deren Namen sie fingierte Rechnungen stellen.
 
Digitales Leben
Ein zunehmend größer werdendes Problem sind Online-Spiele, die man sich zunächst gratis auf das Smartphone, das Tablet oder den Rechner laden kann, die jedoch unzählige versteckte Kostenfallen in sich bergen. Marion Breithaupt-Endres kann von einer Familie berichten, deren Sohn sich ein solches Spiel heruntergeladen und über eine 0900-Nummer dann satte 2000 Euro verpulvert hat. Verbraucherschutzminister Marcel Huber will Spiele, die mit einer Parallelwährung arbeiten, eingetauscht gegen echtes Geld, entsprechend auch verbieten lassen.
 
Ernährung
Ausgerechnet der beliebten Leberkäsesemmel geht es hier an den Kragen. Dieser bayerische Snack-Klassiker enthält im Schnitt 26 Gramm Fett, hat die Verbraucherzentrale herausgefunden. Noch ungesünder ist da fast nur die Erdbeer-Buttermilch von Weihenstephan: Ein halber Liter davon enthält 21 Stück Würfelzucker – mehr als die gleiche Menge Coca Cola.

Kapitalanlage
Die Finanzkrise hat für eine nachhaltige Verunsicherung gesorgt. Viele Verbraucher wissen nicht, wie sie ihr Geld sinnvoll anlegen sollen. Vor allem bei der Altersvorsorge steigt der Beratungsbedarf. Alleine in München stehen bei der Verbraucherzentrale derzeit 300 Leute auf der Warteliste für einen Gesprächstermin. „Das zeigt, dass dieser Markt nicht in Ordnung ist“, so Breithaupt-Endres.

Energieversorgung
In diesem Bereich sind vergangenes Jahr vor allem einige Billig-Anbieter negativ aufgefallen. Weil günstigen Stromversorgern oft das Geld für den laufenden Betrieb fehlt, stellen sie überzogene Rechnungen aus, zahlen versprochene Boni nicht oder erhöhen den Abschlag massiv - und verschaffen sich so einen zinslosen Kredit von ihren Kunden. Almado, Stromio und Extraenergie zum Beispiel sind vergangenes Jahr mit solchen Tricksereien auffällig geworden.
 
Um in solchen Fällen zur Not auch juristische Schritte einleiten zu können, verfügt die Verbraucherschutzzentrale seit vergangenem Jahr über ein Prozesskostenbudget in Höhe von 45 000 Euro.
 
Mit diesem Geld konnten 2013 mehrere Unternehmen abgemahnt werden, die mit rechtswidrigen AGBs oder irreführender Werbung gearbeitet hatten. Auch der Bezahlsender Sky, dem Breithaupt-Endres auf dem Leim gegangen war, konnte damit gezwungen werden, nicht mehr mit dem vermeintlichen Fünf-Euro-Rabatt werben zu dürfen.
 
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