Laubbläser-Streit: Viel Lärm um viel Laub

Im Kampf gegen das Laub hat die Stadt 250 Laubbläser im Einsatz. Nur die Bürger sollen mit gutem Beispiel voran gehen, zum Besen greifen und selbst kehren: Es scheint, der Umgang mit Laubbläsern bleibt schwierig
von  Abendzeitung
Laubbläser im Einsatz: Der Lärm geht vielen Münchnern auf die Nerven.
Laubbläser im Einsatz: Der Lärm geht vielen Münchnern auf die Nerven. © AP

MÜNCHEN - Im Kampf gegen das Laub hat die Stadt 250 Laubbläser im Einsatz. Nur die Bürger sollen mit gutem Beispiel voran gehen, zum Besen greifen und selbst kehren: Es scheint, der Umgang mit Laubbläsern bleibt schwierig

Für manche sind sie dröhnende Ungeheuer. Der beste Beweis, dass Fortschritt eben auch Fluch sein kann – und nicht nur Segen. Die Rede ist von Laubbläsern. Was viele nicht wissen: Auch die Stadt benutzt im Herbst die umstrittenen Geräte – 250 städtische Laubbläser sind dann im Einsatz. Muss das so sein?

„Ja“, sagt Jürgen Marek vom Baureferat. „Aus Kostengründen wäre es gar nicht möglich, alles rein mit manueller Arbeit zu regeln.“ Auf die Geräte zu verzichten, würde einen sehr viel höheren Personalaufwand bedeuten. Marek erklärt: Ein Arbeiter mit Laubbläser kann die Arbeit von fünf bis zehn Arbeitern mit Besen verrichten. „Mit dem vorhandenen Personal kann man nicht das leisten, was nötig wäre, um die Arbeit rechtzeitig fertigzubekommen.“

Hat der Besen im Straßenkampf gegen das Laub ausgedient?

Heute gelte in allen Branchen: Weniger Personal muss die gleiche, wenn nicht eine höhere Leistung erbringen. „Mehr Personal würde höhere Straßenreinigungsgebühren für die Bürger innerhalb des Mittleren Rings bedeuten“, sagt Marek. Die Blätter zusammenzufegen, sei zudem eine „einseitige körperliche Belastung“. Klingt fast, als hätte der Besen im Straßenkampf gegen das Laub bald ausgedient.

Immer wieder gibt es Beschwerden – daraus macht das Baureferat kein Hehl. Oft stelle sich aber heraus, dass das Gedröhne von einem privaten Laubbläser kam. „Wir achten darauf, möglichst lärmarme Geräte zu kaufen“, heißt es. Die Arbeiter dürften die Geräte auch nur von 9 bis 13 und von 15 bis 17 Uhr benutzen.

Die Grünen-Fraktion wäre die Laubbläser gerne los

46.000 Kubikmeter Laub werden alljährlich weggeschafft – eine riesige Menge. Trotzdem: Wenn es nach der ÖDP im Rathaus ginge, wären die Laubbläser längst abgeschafft. „Es ist unglaublich, dass die Stadt nicht mit gutem Beispiel vorangeht“, sagt Stadträtin Mechthild von Walter. Auch die Grünen-Fraktion hatte „etliche Gespräche“ mit der Verwaltung, weil sie die Geräte gerne los wäre.

Es ist deshalb nicht ohne Witz, dass die Stadt in der Rathausumschau kürzlich Hinweise der Umweltberatung veröffentlichte. Dabei hieß es: „Diese Geräte sind eine oftmals unerträgliche Lärmbelästigung für Anwohner und Passanten. Sie tragen mit ihren Abgasen zur Luftverschmutzung bei und führen örtlich auch zu einer Erhöhung der Staub- und Feinstaubbelastung.“

Julia Lenders

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