Laster verliert Eis: Münchner Familie fast erschlagen
Mehrere Eisplatten lösen sich vom Dach eines Sattelschleppers und krachen auf den Passat eines 52-Jährigen: Nase und Schädelknochen sind zertrümmert, der Wagen ist bloß noch Schrott.
München - Nur um Millimetersbreite haben Eis- und Glassplitter die Augen von Witold O. (52) verfehlt. Der Ingenieur aus dem Landkreis München hatte riesiges Glück: Auf dem Weg zum Skifahren in Tirol hatten sich kurz hinter Scheffau von einem entgegenkommenden Sattelzug Eisplatten gelöst. Und die Windschutzscheibe seines Passat durchschlagen.
Seine Stirn ist taub, in der Oberlippe hat er kein Gefühl. „Glas und Eis haben mehrere Nerven in meinem Gesicht glatt durchtrennt“, erzählt Witold O. Außerdem ist seine Nase zerschmettert. Oberhalb des rechten Auges ist der Schädelknochen gesplittert.
Am vergangenen Mittwoch war’s, als Witold O. mit seiner Frau Michaela (45) und Sohn Marius (16) nach Scheffau fuhr. Die Familie aus Sauerlach im Landkreis München ist schon fast am Ziel, als auf der Eibergstraße von Söll nach Kufstein vor ihnen ein Sattelzug in einer Kurve auftaucht. Durch die Fliehkraft löst sich Eis vom Dach. „Die Platten waren bestimmt über einen Quadratmeter groß und etwa zehn Zentimeter dick“, berichtet Witold O.
Der Ingenieur tritt sofort voll auf die Bremse. Zum Ausweichen bleibt ihm keine Zeit. Die Eisbrocken donnern auf das Dach, die Kühlerhaube und in die Windschutzscheibe des VW Passat. Witold O.: „Glas und Eis flogen bis hinten ins Heck des Wagens.“ Einige Trümmer erwischen den Familienvater mitten im Gesicht. Er verliert das Bewusstsein. Seine Frau neben ihm wird ebenfalls am Kopf getroffen.
„Als ich zu mir kam“, erzählt der 52-Jährige, „sah ich sie zusammengesunken im Gurt hängen.“ Sein Sohn Marius auf der Rückbank wird leicht verletzt. Blutüberströmt klettert Witold O. aus seinem demolierten Wagen. In der Windschutzscheibe klafft eine gewaltiges Loch. Das Dach ist bis zur Skibox eingedrückt. Der VW ist nur noch ein Haufen Schrott. Doch die Familie ist am Leben.
Ein Chirurg und ein Sanitäter, die ebenfalls mit dem Auto zum Skifahren unterwegs gewesen sind, sehen den Unfall und leisten sofort Erste Hilfe. Mit einem Rettungshubschrauber wird Witold O. ins Klinikum nach Innsbruck geflogen. Inzwischen liegt der Sauerlacher im Krankenhaus in Bogenhausen. Bis mindestens Ende der Woche muss er dort noch behandelt werden.
„Ich bin froh, dass meiner Frau und meinem Sohn nichts Schlimmeres passiert ist“, sagte er im AZ-Interview. Doch auch der Familienvater selbst hatte Glück im Unglück. Witold O.: „Die Splitter haben nur haarscharf meine Augen verfehlt, andernfalls wäre ich jetzt blind oder sogar tot.“
Am Steuer des Sattelschleppers saß eine 47-jährige Fernfahrerin aus Deutschland. Angeblich saß sie viel zu lange hinterm Lenkrad. Die Eisplatten auf ihrem Truck, so erzählte sie nach dem Unfall, wollte sie an der nächsten Tankstelle entfernen. Doch so weit kam sie nicht.
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