Lager leer: Diesel wird knapp

In ganz Bayern gibt es an vielen Tankstellen bereits Engpässe. Aral ist besonders davon betroffen. Und schuld ist der Heizöl-Boom der vergangenen Wochen.
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MÜNCHEN - In ganz Bayern gibt es an vielen Tankstellen bereits Engpässe. Aral ist besonders davon betroffen. Und schuld ist der Heizöl-Boom der vergangenen Wochen.

Dieselnotstand in Bayern – an vielen Tankstellen ist der Kraftstoff bis auf den letzten Tropfen ausverkauft: „Unsere Vorräte sind vollständig aufgebraucht, wir müssen erst auf den nächsten Tankzug warten“, bestätigt ein Tankwart in Giesing. Ein genervter Kollege aus Ramersdorf will überhaupt „keine Auskunft“ mehr geben und ein anderer Tankwart hat noch mal Glück gehabt: „Unsere Lager waren bereits fast leer, dann haben sie uns gerade noch rechtzeitig eine Lieferung geschickt.“

Nicht nur München ist betroffen

Nicht nur München ist betroffen. Auch in Geretsried oder Augsburg stehen Autofahrer vor leeren Diesel-Zapfsäulen oder wundern sich über Schilder mit der Aufschrift „Außer Betrieb“. In ganz Bayern gibt es seit Tagen beim normalen Diesel erhebliche Lieferprobleme. Die Sprecherin von Aral/BP Deutschland bestätigt: „Es kommt bei allen unseren Tankstellen in Bayern zu Engpässen“, so Claudia Braun. Für mehrere Stunden könne deshalb immer wieder mal an den Zapfsäulen der Diesel ausgehen – so lange dauert es meist, bis die Tanks wieder aufgefüllt werden können: „Unsere Tanklastzüge fahren unter Hochdruck Diesel aus“, so Claudia Braun zur AZ.

Der Heizöl-Boom der vergangenen Wochen

Schuld am Dieselnotstand an den Zapfsäulen ist vor allem der Heizöl-Boom der vergangenen Wochen. Seit der Preis für Rohöl stark gesunken ist, steigt die Nachfrage nach Heizöl ständig weiter an: Allein von Mai bis August habe sich der Bedarf verdoppelt.

Ölheizungsbesitzer decken sich gerade günstig ein

„Die Besitzer von Ölheizungen decken sich jetzt mit billigen Vorräten ein“, erklärt Braun. Bei Vorbestellungen gebe es deshalb im Freistaat mittlerweile eine Wartezeit von 6 bis 8 Wochen. „Die Nachfrage ist hoch“, bestätigt der Verband der Mineralölwirtschaft. Statt 1,5 Millionen Tonnen Heizöl liege der Absatz derzeit bei weit über 2 Millionen Tonnen pro Monat. Dazu kommt, dass Heizöl und Diesel – vom Herstellungsprozess aus betrachtet – fast identische Produkte sind. Für die Raffinerien sei es deshalb eine Abwägungssache, wie hoch die Nachfrage jeweils wirklich ausfällt, sagt Claudia Braun.

Die Raffinerie in Ingolstadt wird gerade modernisiert

Doch in Bayern gibt es noch einen zweiten Grund für den Dieselnotstand: Die Raffinerie in Ingolstadt wird gerade modernisiert, eine ältere Anlage ist demontiert und bereits komplett nach Indien verkauft worden (AZ berichtete). Und die neue Anlage ist erst im Dezember einsatzbereit. „Wir müssen den November einfach noch überbrücken“, sagt die Aral-Sprecherin.

Ersatzlieferungen aus Linz

Während Shell die Situation durch Lieferungen aus anderen Raffinerien bisher ausgleichen konnte („Wir sind nicht so stark abhängig von Ingolstadt“), versuchen Aral und BP die Situation durch Ersatzlieferungen etwa aus der Raffinerie in Linz in den Griff zu bekommen. In den nächsten Tagen kann es aber noch zu Engpässen kommen: Dann dürfen Autofahrer auch den Edel-Diesel zum günstigeren Preis tanken – vorausgesetzt, er sprudelt noch aus den Zapfsäulen.

Michael Backmund

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