Lärmbelästigung: Promi-Wirt bietet 100000 Euro Schweigegeld
MÜNCHEN - Es lärmt und kracht gewaltig in München. Und zwar nicht nur in der Silvesternacht. Immer häufiger gibt’s Stunk zwischen Anwohnern und den Betreibern von Kneipen, Clubs und Discotheken, die sich nicht an die Lärmschutzrichtlinien der Stadt halten. Nun hat auch die Promi-Pizzeria H’ugo’s am Promenadeplatz mit lautstarken Anwohnerprotesten zu kämpfen.
Bereits seit längerem gilt das Reich von Wirt Ugo Crocamo, der unter anderem die Bayern-Stars Luca Toni und Frank Ribery, sowie Boris Becker und Lothar Matthäus (er feierte hier sogar seinen Geburtstag) zu seinen Stammgästen zählt, als Problemfall: Mehrfach hatten die Gäste der Pizzeria zuletzt die Betriebszeiten für die angeschlossene Freischankfläche nicht eingehalten, sondern blieben auch nach 23 Uhr vor dem Lokal sitzen: „Rund 15 Mal ist deshalb bereits die Polizei angerückt“, bestätigt Crocamo.
Nachdem sich an der Situation bisher wenig geändert hat, ist nun auch das Kreisverwaltungsreferat (KVR) an den einstigen P1-Pizzabäcker herangetreten. „Es wurden bereits mehrere Bußgelder gegen ihn verhängt“, bestätigte KVR-Sprecher Klaus Kirchmann. Das Lokal soll weiterhin regelmäßig kontrolliert werden, bei weiteren Verstößen droht sogar der Entuzg der Konzession.
Wohl auch deshalb hat sich Crocamo nun zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen. Da er weiß, dass die Beschwerden vor allem von einem einzelnen Nachbarn ausgehen, der nur sechs Wochen im Jahr am Promenadenplatz weilt, hat Crocamo sich mit einem ungewöhnlichen Vorschlag an die Hausverwaltung gewandt: „Ich habe versucht, die Wohnung des Mannes abzukaufen“, verriet er der AZ. Rund 100000 Euro soll der Wirt dafür geboten haben. Ein ungewöhnliches Schweigegeld - aber natürlich viel zu wenig für eine Wohnung in dieser Lage.
„Das ist absoluter Schmarrn, mich kriegt hier niemand raus.“
Auf den bemerkenswerten Deal ließ sich der lärmgeplagte Nachbar indes nicht ein. „Deshalb werde ich jetzt besonders darauf achten, dass alle Gäste um elf Uhr im Lokal sind – besonders, wenn dieser Nachbar da sein sollte“, sagt er. Spekulationen, dass sein Lokal sogar ganz geschlossen wird, wies Crocamo indes zurück: „Das ist absoluter Schmarrn, mich kriegt hier niemand raus.“
Das die Einhaltung der Lärmschutzrichtlinien auch in Zukunft nicht einfach wird, glaubt unterdessen Heinrich Kohlhuber. Der Sprecher vom Verein zum Erhalt der bayerischem Wirtshauskultur sieht die zunehmenden Konflikte vor allem darin begründet, dass Raucher dazu gezwungen sind, vor die Tür zu gehen. „Natürlich unterhalten sie sich dabei auch“, so Kohlhuber. Erst die angekündigte Gesetzesänderung könnte diese Problematik 2009 lösen.
D. Aschoff, K. Hoppe, O. Griss