KZ-Wächter Demjanjuk: Ab Montag in München
MÜNCHEN - Der mutmaßliche KZ-Wächter John Demjanjuk (88) wird am Montag in München erwartet. Das bestätigte sein Anwalt Günther Maull. Der gebürtige Ukrainer soll am Mord an 29 000 Juden beteiligt gewesen sein.
Demjanjuk lebt im US-Bundesstaat Ohio. Seine Auslieferung war bislang noch fraglich gewesen, da er an einer Vorform der Leukämie leidet.
„Es ist noch nicht raus, ob er nach seiner Auskunft gleich nach Stadelheim kommt, oder zunächst ins Justizkrankenhaus nach Straubing transportiert wird“, sagt sein Anwalt. Maull hatte noch beantragt, einen Münchner Amtsarzt nach Ohio zu schicken, um Demjanjuk zu untersuchen. „Das ist aber wohl nicht mehr geschehen.“
Der Münchner Anwalt konnte selber noch keinen direkten Kontakt zu seinem Mandanten aufnehmen. Stattdessen hat er die Akten früherer Prozesse gewälzt. Demjanjuk war 1988 in Jerusalem zum Tode verurteilt worden und saß sieben Jahre in israelischen Gefängnissen. Man hielt ihn dort zunächst für „Iwan, den Schrecklichen“, der als Wächter im Vernichtungslager Treblinka 100000 Juden ermordete. Erst als den obersten israelischen Richtern starke Zweifel an seiner Identität kamen, wurde er wieder frei gelassen.
„Mein Mandant bestreitet die Vorwürfe"
Die Münchner Ermittler glauben dagegen, dass der 88-Jährige als Aufseher im Vernichtungslager Sobibor zwischen März und September 1943 an der Ermordung von „mindestens 29000 Menschen jüdischen Glaubens“ mitgewirkt hat. Maull: „Mein Mandant bestreitet die Vorwürfe. Er hat in den bisherigen Verfahren immer erklärt, dass er nie in den Lagern gewesen ist.“
John Schneider
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