Kurioser Prozess: Von Pelzen, Briefmarken und Elefanten
München - Eigentlich versteht sich Martin H. (81) sehr gut mit seiner älteren Schwester (84). Sagt er. "Am letzten Wochenende waren wir zusammen essen", berichtet der Gastronom, der unter anderem in Nürnberg eine renommierte Gaststätte betreibt.
Und doch befinden sich die Geschwister seit einigen Jahren im rechtlichen Clinch. Es geht um den Verkauf des Elternhauses in Garmisch-Partenkirchen. Seine Schwester stand als Eigentümerin im Grundbuch und wollte das Haus verkaufen.
Zu einem Spottpreis, sagt ihr Bruder. Also habe er von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht. 1,2 Millionen Euro hat der Bruder bezahlt. Da die alte Dame aber an einer beginnenden Demenz leiden soll, wird sie derzeit betreut. Und ihre Betreuerin sagt, dass das Haus deutlich mehr wert sei.
Doppeltes Verfahren in München
Im Parallelverfahren am Landgericht München II hatte die Schwester die Rückübertragung ihres Anteils am Haus gefordert. Auch weil er selbst zwischenzeitlich mit einer Ratenzahlung in Verzug geraten war, erklärt Martin H. am Rande der Verhandlung. Grund sei damals ein Brandschaden in seiner Nürnberger Gaststätte gewesen, das Geld sei aber inzwischen längst geflossen.
Gegen den Vorwurf, das Haus viel zu billig bekommen zu haben, wendet sich Martin H. mit der Behauptung, ihm stünden erhebliche Forderungen gegen die Klägerin zu. Insgesamt 2,9 Millionen Euro, unter anderem für zwei Elefanten-Stoßzähne, für Gewehre, für eine Briefmarkensammlung sowie für den Aufwand der Gründung eines Jagdmuseums, für Pelze und eine Märklin-Eisenbahn aus dem Nachlass der Mutter. Damit er derartige Behauptungen nicht mehr aufstellt, hat ihn die Klägerin, beziehungsweise ihre Betreuerin nun auf Unterlassung verklagt.
Briefmarkensammlung im Wert von 100.000 Euro
Doch Martin H. beharrt am Prozesstag auf seinen Forderungen: "Allein die Briefmarkensammlung ist etwa 100.000 Euro wert." Die Stoßzähne noch mehr. Fragen der Presse will die Betreuerin nicht beantworten. Im Prozess erklärt ihr Anwalt aber, dass Martin H. "Drohbriefe" geschrieben habe. Eine gründlich verfahrene Situation.
Den Unfrieden bringen andere rein, hört man bei dem Gastronom heraus. "Meine Schwester will Frieden", sagt er. "Und ich auch."
Die Richterin setzt den Prozess aus. Sie will das Ende des Parallelverfahrens abwarten. Denn dort wird auch zu entscheiden sein, inwieweit die Forderungen von Martin H. gerechtfertigt sind.
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