Kultur, Kreativität - und Weißwürste

Das neue „KuKuK“ in der Schleißheimer Straße ist ein ambitioniertes künstlerisches Forum. Wer sich auf das Abenteuer einlässt, kann hier unvergleichliche Abende verbringen
Annette Wild |
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Gregor Feindt

 Das neue „KuKuK“ in der Schleißheimer Straße ist ein ambitioniertes künstlerisches Forum. Wer sich auf das Abenteuer einlässt, kann hier unvergleichliche Abende verbringen

Günther Moder ist sich sicher: „So etwas wie uns gibt es in ganz München nicht.“

Anfang Mai gründete Moder mit seiner Frau, der Schauspielerin Waltraud Borchmann, das Vereinsheim „KuKuK“ in der Schleißheimer Straße. „,KuKuK’ ist ein Verein zur Förderung von Kunst, Kultur und Kreativität – und eigentlich auch Kommunikation“, so der gebürtige Österreicher.

Viermal die Woche gibt es Veranstaltungen. Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und Kabarett von teils mehr, teils weniger bekannten Künstlern. „Titus Waldenfels etwa spielt auf dem Tollwood vor Hunderten. Hier tritt er vor zehn Leuten auf, einfach, weil er Lust dazu hat“, meint Moder.

Und so zupft der Münchner Multi-Instrumentalist Waldenfels in einer Ecke des 80-Quadratmeter großen Raumes gerade gekonnt an seiner Gitarre, während Anna Veit wunderschön und tragisch dazu singt – ohne Mikro, ohne Verstärker, ohne Spot-Beleuchtung. Diese Darbietung erinnert in ihrer Intimität an einen Wohnzimmer-Gig oder auch an die Kultur des Salons, wie sie ab dem 18. Jahrhundert gepflegt wurde.

Damals war ein Salon ein privater gesellschaftlicher Treffpunkt für Gespräche, Lesungen, musikalische Veranstaltungen, aber auch politische Diskussionen. Wobei diese Abende meist in Stadtpalästen Adeliger stattfanden – das „KuKuK“ hat dagegen sehr wenig von einem Prachtbau. Es ist einfach nur ein großer, spartanischer Raum, eine Art White Cube, in dem keine Energie auf Überflüssiges wie etwa Dekoration verwendet wird.

Einziger Wandschmuck sind die ausgestellten Bilder, die jeden Monat wechseln. Statt den Ort künstlich mit Atmosphäre zu füllen, tun das hier die Menschen mit ihren künstlerischen Darbietungen – gern auch spontan. So wie die 88-jährige Ruth, die die Pause des Duos Wagenfels-Veit für eine kleine Gesangseinlage nutzt und „Summertime“ zum Besten gibt. Anschließend meldet sich Magor, der Minutendichter, zu Wort. Gibt man ihm ein paar Begriffe vor, macht er spontan ein Gedicht daraus, eine Art längeres Haiku, das zum Nachdenken anregen soll.

„Über die Qualität der Darbietungen entscheidet alleine das Publikum, es gibt im Grunde keine Zensur“, so Moder. Viele Künstler hätten in München Probleme, Auftrittsmöglichkeiten zu finden. Moder bietet ihnen ein Forum. „In München gibt’s zum Beispiel auch keinen Ort für Folk-Musik – hier schon“, sagt der Musikmanager und Lebenskünstler.

Kulturell ist das Angebot also reichlich und vielseitig, wie sieht es aber kulinarisch aus? Zum Trinken gibt’s Helles (Tegernseer, 0,5 l für 2,50 Euro) und Weine, etwa aus Ungarn, Griechenland und Italien (1/8 l, ab 2 Euro). Zum Essen gibt’s im Moment noch nichts – außer sonntags Weißwürste. „Wir planen aber, in Zukunft kleine Speisen wie Salate oder auch mal ein Chili anzubieten“, sagt Moder.

Jeden Sonntag lädt er ab 10 Uhr morgens zum Weißwurstfrühschoppen samt Streitgespräch ein. „Ich sage extra Streitgespräch, denn Diskussionen, wo nichts bei rauskommt, gibt’s genug“, so der Veranstalter.

Im „KuKuK“ kommt vieles heraus – was, das muss jeder für sich selbst entdecken.


 „KuKuK“, Schleißheimer Str. 22, Mo bis Sa 17 bis 2 Uhr. So 10 bis 2 Uhr (Weißwurstfrühschoppen). Der Eintritt für die Kulturveranstaltungen beträgt jeweils 10 Euro (ermäßigt 8 bzw. 5 Euro). Das Programm ist zu finden unter: kukuk-m.blogspot.com

 

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