Kultsammlung: Kennen Sie diese Münchner Plakate?

An einem geheimen Ort lagert die Werbefirma Ströer zehntausende alte Plakate, die einst Münchner Litfaßsäulen zierten. Die AZ durfte exklusiv einen Blick in das unterirdische Archiv werfen.
Thomas Gautier |
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Das Plakat-Archiv der Werbefirma Ströer: Sehen Sie hier die Plakate in der Bilderstrecke!
Daniel von Loeper / AZ 20 Das Plakat-Archiv der Werbefirma Ströer: Sehen Sie hier die Plakate in der Bilderstrecke!
Weltberühmt: Das offizielle Plakat der Winterspiele 1936 von Ludwig Hohlwein.
von Loeper 20 Weltberühmt: Das offizielle Plakat der Winterspiele 1936 von Ludwig Hohlwein.
60.000 Euro wert: Kandinskys Plakat zur Schau der „Neue Künstler Vereinigung München“ von 1909.
von Loeper 20 60.000 Euro wert: Kandinskys Plakat zur Schau der „Neue Künstler Vereinigung München“ von 1909.
Auf den Berg — mit dem Bike: Der ADAC informiert 1927 über ein Rennen am Tegernsee.
von Loeper 20 Auf den Berg — mit dem Bike: Der ADAC informiert 1927 über ein Rennen am Tegernsee.
Hell wie der lichte Tag“ — der Slogan von Osram 1950. Man liest ihn heute noch am Stachus.
von Loeper 20 Hell wie der lichte Tag“ — der Slogan von Osram 1950. Man liest ihn heute noch am Stachus.
Selbst Noah ist 1954 AZ-Abonnent - wie die Zeitung in seine Arche kommt, ist (nicht mal in der Bibel) überliefert.
von Loeper 20 Selbst Noah ist 1954 AZ-Abonnent - wie die Zeitung in seine Arche kommt, ist (nicht mal in der Bibel) überliefert.
Mann, steig um! Messerschmitt macht 1956 Lust auf sein Automodell KR 200. Repros: Daniel von Loeper
von Loeper 20 Mann, steig um! Messerschmitt macht 1956 Lust auf sein Automodell KR 200. Repros: Daniel von Loeper
1958 druckt die AZ noch ganze Romane — etwa die Geschichte „Flüchtling aus dem All“. Wie die wohl ausging?
von Loeper 20 1958 druckt die AZ noch ganze Romane — etwa die Geschichte „Flüchtling aus dem All“. Wie die wohl ausging?
Die Ausstellung klingt nicht so spannend – die Forderung dagegen schon: Ein Plakat von 1953.
von Loeper 20 Die Ausstellung klingt nicht so spannend – die Forderung dagegen schon: Ein Plakat von 1953.
Eine Syltfahrt, die ist lustig: Die „Hapag Seebäderdienst“ wirbt 1934 für Schiffsreisen in die Nordsee.
von Loeper 20 Eine Syltfahrt, die ist lustig: Die „Hapag Seebäderdienst“ wirbt 1934 für Schiffsreisen in die Nordsee.
Erholungsreisen mit dem Roller: Heinkel bewirbt 1960 sein Modell Tourist. Manche fuhren damit sogar nach Italien in den Urlaub.
von Loeper 20 Erholungsreisen mit dem Roller: Heinkel bewirbt 1960 sein Modell Tourist. Manche fuhren damit sogar nach Italien in den Urlaub.
Das Hotel Steinberger in Herrsching trumpft 1935 mit seiner Terrasse auf. 1980 wird es abgerissen.
von Loeper 20 Das Hotel Steinberger in Herrsching trumpft 1935 mit seiner Terrasse auf. 1980 wird es abgerissen.
Bayern im Netz der Nazi-Spinne: Ein Wahlplakat von 1932.
von Loeper 20 Bayern im Netz der Nazi-Spinne: Ein Wahlplakat von 1932.
Wohnwahnsinn mal anders: Ein Sozi-feindliches Plakat der Republikaner von 1929.
von Loeper 20 Wohnwahnsinn mal anders: Ein Sozi-feindliches Plakat der Republikaner von 1929.
Hoch zu Ross: Die Bayerische Volkspartei sorgt sich 1924 um das Wohl der Heimat.
von Loeper 20 Hoch zu Ross: Die Bayerische Volkspartei sorgt sich 1924 um das Wohl der Heimat.
Ein Prost aufs Wirtschaftswunder: Die Firma „MM“ setzt ihren Sekt im Jahr 1955 groß in Szene.
von Loeper 20 Ein Prost aufs Wirtschaftswunder: Die Firma „MM“ setzt ihren Sekt im Jahr 1955 groß in Szene.
Der Hauptdarsteller führt auch gleich Regie: Das Filmplakat zu „Ludwig der Zweite“ von 1928.
von Loeper 20 Der Hauptdarsteller führt auch gleich Regie: Das Filmplakat zu „Ludwig der Zweite“ von 1928.
Das älteste Plakat im Ströer-Archiv macht 1881 Werbung für eine Jagd-Ausstellung.
von Loeper 20 Das älteste Plakat im Ströer-Archiv macht 1881 Werbung für eine Jagd-Ausstellung.
Bierwerbung von 1955: Hier fehlt der bekannte Spruch „Durst wird durch Bier erst schön“.
von Loeper 20 Bierwerbung von 1955: Hier fehlt der bekannte Spruch „Durst wird durch Bier erst schön“.
Ludwig Hohlbeins Leopard und Panther von 1912 sind noch heute das Logo des Tierparks.
von Loeper 20 Ludwig Hohlbeins Leopard und Panther von 1912 sind noch heute das Logo des Tierparks.

In einem geheimen Archiv lagert die Werbefirma Ströer zehntausende alte Plakate, die einst Münchner Litfßsäulen zierten. Die AZ durfte exklusiv einen Blick in das unterirdische Archiv werfen.

München - Hubert Franz Schweitzer muss vorsichtig sein. Er meldet sich an, wenn er die Schatzkammer betritt – und ab, wenn er wieder nach Hause geht. Der Raum, in dem er seit 35 Jahren viele seiner Tage verbringt, liegt ein paar Etagen unter der Erde, im Münchner Süden. Mehr soll man bitte nicht verraten, sagt Schweitzer. Hier lagern Millionen. Und er ist allein. Also, bitte: Diskretion.

50000 Werbeplakate lagern hier im geheimen Archiv der Werbefirma Ströer, in Kisten aus schepperndem Metall, jede in etwa so groß und tief wie eine Tiefkühltruhe. Die AZ ist die erste Zeitung, die hier hinein darf. Manche Plakate sind 300 Euro wert, andere geschätzte 60000 – etwa ein echter Wassily Kandinsky.

Schweitzer (65) ist der finanzielle Wert weniger wichtig. Er ist selbst Künstler und studierter Grafiker. Ihn fasziniert, dass Dutzende Münchner Künstler mal in die Werbung gegangen sind, etwa Kandinsky, Maler und Bildhauer Franz von Stuck, Grafiker Ludwig Hohlwein oder der „Simplicissimus“-Zeichner Olaf Gulbransson.

Wenn Schweitzer in eine der Metallkisten greift, zieht er sich weiße Handschuhe über. Er zieht den Deckel auf, es riecht streng wie im Kartenraum in der Schule. Dann greift er hinein in 130 Jahre Wunsch- und Warenwelt. Die DIN- A1-Blätter zeigen, was die Münchner über Jahrzehnte anmachte: Wahlplakate, Reise-, Veranstaltungs-, Sport-, Film- oder Werbeplakate für Autos, Bier, Staubsauger und Eiscreme – Nazi-Propaganda und Anti-Nazi-Propaganda, Olympia und Osram, King Kong und Kuba, die AZ und der ADAC.

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In den Kisten hängen sie alle nach Jahreszahlen und Themen geordnet. Das älteste Plakat ist von 1881, das neueste stammt aus diesem Jahr. Auf Schränken und Tischen stapeln sich neue, eingerollt und noch nicht eingeräumt. Sie liegen da, gestapelt wie Rohre.

Es wird langsam eng, die Sammlung wächst immer weiter – Absicht, sagt Alexander Stotz, Deutschland-Chef von Ströer Media. Die heutigen Plakate seien jetzt vielleicht nichts Besonderes, „aber in 50 Jahren sagt man dann: Wow!“ Das wolle man bewahren.

Will Hubert Franz Schweitzer ein Plakat haben, gibt ihm Ströer einfach das Geld dafür, sagt er. Manchmal macht er es sogar selbst – geht zur Plakatwand oder zur Litfaßsäule, zieht ein Messer und kratzt es vorsichtig ab. Hauptsache, er hat es.

Ausgewählte Plakate sehen Sie in unserer Bildstrecke.

 

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