Künstler demonstrieren: Wir wollen keine Prada-Insel!
Bis vor drei Jahren beherbergte die Praterinsel dutzende Ateliers. Bald soll das Areal entwickelt werden – Künstler demonstrieren heute für eine Nutzung, von der sie auch etwas haben
MÜNCHEN Vielen Münchnern blutet das Herz, wenn sie an der Isar spazieren gehen und zur Praterinsel blicken. Denn die terrakottafarbigen Bauten, die einst viele Künstlerateliers und öffentliche Räume enthielten, werden schon seit längerer Zeit kaum noch genutzt. In der Münchner Künstlerszene spricht man nur noch von einem „Nicht-Ort“.
Bis vor drei Jahren hatten fast 20 Münchner ihre Ateliers im Künstlerhaus auf der Praterinsel. Dann kam die kollektive Kündigung durch den neuen Eigentümer – mit der Begründung, die Gebäude würden saniert. Ob aus der damaligen Ankündigung wohl irgendwann noch etwas wird, dass die Maler, Bildhauer und Musiker wieder zurück dürfen? Die Betroffenen bezweifeln das und befürchten eine stärkere kommerzielle Nutzung durch die neuen Pächter, die Augsburger Firma „Patrizia“. Zwar gibt es einen Stadtratsbeschluss, wonach ein Teil des Inselgeländes für kulturelle Nutzung festschreibt. Doch einige Künstler wollen nun stärker auf das Dilemma aufmerksam machen.
Sylvie Arlaud hat sich dafür mit anderen Künstlern zusammen getan: „Aus der Praterinsel soll keine Prada-Insel werden.“ Unter diesem Motto feiern Künstler und Sympathisanten heute Abend ab 19 Uhr in den Räumen von Multitalent Wolfgang Flatz, der sich gegen die Entmietung gewehrt hat. An dem Fest sollen sich nach Wunsch von Arlaud möglichst viele Münchner beteiligen. „Wir wollen zumindest vorübergehend den Nicht-Ort zum Ort machen“, erklärt sie.
Arlaud hatte selbst große Pläne mit der Praterinsel. Die Französin rief 2007 dort die Münchner Produzenten-Kunstmesse ins Leben – doch die findet mittlerweile in der White Box im Kunstpark Ost statt.Vanessa Assmann
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