Krumme Geschäfte mit Tachos
MÜNCHEN Ein Füssener Gebrauchtwagenhändler hat es zu arg getrieben. Mehrere Strafanzeigen wegen Tachomanipulationen lösten ein Ermittlungsverfahren aus, das bald nach München reichte und in Deutschland einmalig ist.
Wie groß ist der Fall? Im zweijährigen Verfahren wurden 1700 Fahrzeuge überprüft und 384 beschlagnahmt. In über 100 Fällen bestätigten sich Tacho-Manipulationen. 90 Beschuldigte aus dem Großraum München, unter ihnen 70 Gebrauchtwagenhändler, müssen mit einem Verfahren rechnen. Die restlichen Verdächtigen sind Manipulateure, die von den Betrügereien lebten. Die meisten sind geständig.
Welche Strafen drohen? „Betrug mittels manipulierter Wegstreckenzähler” wird mit Strafen von bis zu zehn Jahren geahndet. Der Kopf der Allgäuer Manipulateure hat bereits dreieinhalb Jahre bekommen.
Wie hoch ist der Schaden? Bei einem Drittel aller Gebrauchtwagen wird der Tacho manipuliert. Das soll Käufern weismachen, die Fahrzeuge seien jünger. Den durchschnittlichen Schaden bezifferte Staatsanwalt Tobias Bauer hier auf etwa 3000 Euro. Bundesweit ergaunerten sich die Verkäufer dadurch Milliarden.
Ist Manipulation gefährlich? Ja. Die Rückschaltung der Wegstreckenzähler erfordert „massive Eingriffe” in die Elektronik der Fahrzeuge. Durch die Veränderung der Speicher-Chips können sicherheitsrelevante Daten vernichtet werden. Käufer berichten von Ausfällen des Antiblockiersystems oder der elektronischen Stabilitätskontrolle.
Wie kann man sich beim Kauf schützen? Das ist schwer. Bauer rät, die Reifenprofile und Pedale und die Kilometerzahl seit der Erstzulassung zu prüfen. Im Schnitt werde ein Wagen jährlich wenigstens 15 000 Kilometer gefahren. Ein gut geführtes Service-Heft ist ein Indiz für ein korrektes Verhalten des Händlers, Kratzspuren an der Lenksäule ein mögliches Zeichen für das gewaltsame Herausnehmen des Speicher-Chips.
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