Kriminalität in München steigt: Das sind die Gründe

Die Kriminalitätrate in München steigt - und das zum ersten Mal seit sechs Jahren. 2016 wurden 110.000 Straftaten verübt.
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Die Kriminalitätsrate in München ist gestiegen - und das zum ersten Mal seit sechs Jahren. Die Gründe sind vielseitig, Asylbewerber gelten überdurschnittlich oft als Tatverdächtige.

München - Erstmals seit sechs Jahren steigt die Kriminalität in München. Um sechs Prozent haben Verbrechen im Jahr 2016 zugenommen. 110.000 Delikte registrierte die Polizei insgesamt (Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz wurden dabei ausgeklammert).

Offizielle Zahlen für das vergangene Jahr wird die Polizei erst in zwei Monaten veröffentlichen. Doch Informationen sickerten schon vorher durch, wie die Süddeutsche Zeitung berichtete.

Was sind die Gründe?

Als Hauptgrund gilt die wachsende Einwohnerzahl der Stadt. Die führe in logischer Konsequenz zu einem Anstieg der Kriminalitätsrate, meinen Sicherheitsexperten. Aber das ist nicht der einzige Grund.

Die Polizei registrierte einen massiven Anstieg bei Körperverletzungen, Ladendiebstählen und Schwarzfahren. Hier spielt die Migration der vergangenen Jahre eine Rolle, darauf deuten Polizeiberichte und bundesweite Trends hin.

800 Gewaltdelikte mehr als im Vorjahr wurden nach den bisher nicht offiziellen Zahlen registriert, darunter Raub, Freiheitsberaubung und Körperverletzung. Letztere führt die Statistik an. Zugerechnet wurden sie häufig Bewohnern von Flüchtlingsunterkünften, die Gewalt untereinander ausübten.

Auch Sexualstraftaten häuften sich in München. Mit zehn Prozent ist der Anteil der Asylbewerber unter denTatverdächtigen überdurchschnittlich hoch. Allerdings machen diese Straftaten nur einen geringen Teil der Taten aus, bei denen Asylbewerber verdächtigt wurden: Nur bei gut einem Prozent aller Fälle ging es um Sexualverbrechen.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist um etwa neun Prozent gewachsen. Bundesweit stiegen diese Zahlen, in München wohnt es sich noch verhältnismäßig sicher. Reisende Einbrecherbanden, meist aus EU-Ländern in Osteuropa, sind in der bayerischen Landeshauptstadt oft verantwortlich für die Verbrechen.

Mehr Kontrolleure decken mehr Verbrechen auf

Ein weiterer Grund für die steigenden Zahlen sind steigende Kontrollen: Im Bereich des Hauptbahnhofs hätten Landes- und Bundespolizei die Überprüfungen in den vergangenen Monaten drastisch ausgeweitet. Die Razzien richteten sich insbesondere gegen Drogenkriminalität und illegale Prostitution.

Fast alle Täter in diesem Bereich sind junge Flüchtlinge. Etwa die Hälfte von ihnen reist aus Unterkünften im weiteren Umland an, sie kommen aus Petershausen, Miesbach oder Holzkirchen an den Hauptbahnhof. "Wir sehen die, bei denen die Integration nicht greift", sagt ein Drogenfahnder der Süddeutschen Zeitung.

Schwarzfahrer fliegen durch vermehrte Kontrollen ebenfalls häufiger auf, die Rede ist von rund 2.000 Fällen mehr als 2016. Auch Ladendetektive und Sicherheitspersonal sind in Alarmbereitschaft - und erwischen so häufiger jemanden. Unter den Tatverdächtigen bei Schwarzfahren und Ladendiebstahl sind überdurchschnittlich viele Asylbewerber.

Mehr Flüchtlinge sind nicht die einzige Erklärung

Der Ausländeranteil bei allen Tatverdächtigen insgesamt liegt knapp bei der Hälfte, er stieg im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent. Der Anteil der Flüchtlinge wird mit knapp unter neun Prozent beziffert. Zuvor waren es 6,1 Prozent (2015) und 3,6 Prozent (2014).

Doch die Rechnung "mehr Flüchtlinge bedeuten auch mehr Kriminalität" geht nicht auf. "Die absolute Mehrheit der Zuwanderer in Deutschland begeht keine Straftaten", hatte BKA-Präsident Holger Münch im November betont. "Es gibt aber auch Personen unter den Flüchtlingen, einen kleinen Teil, deren Aufenthalt hier spürbare Auswirkungen auf die Kriminalitätslage hat."

Im Zehn-Jahres-Vergleich gibt es weniger Verbrechen

Interessant ist: Auch 2010 und 2011 wurden ähnlich viele Verbrechen in München verübt wie im vergangenen Jahr - und das bei weitaus geringerer Bevölkerungszahl.

Nimmt man die letzten zehn Jahre in den Blick, ging die Kriminalität tatsächlich sogar um rund neun Prozent zurück. Dabei wuchs in dieser Zeit die Zahl der Einwohner in Stadt und Landkreis um über 13 Prozent.
 

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