Krankenpfleger in Todesangst
MÜNCHEN - Es war nach einem Karaoke-Singspiel: Thomas U. (24) entkam in Großhadern einem Brandanschlag auf seine Wohnungstür – vor zwei Jahren erwischte es auch schon einen Kollegen im Nebenhaus.
Der Alptraum dauert schon knapp eine Woche. Am Sonntagmorgen brannte die Wohnungstür des Krankenpflegers Thomas U. Der 24-Jährige fürchtet seitdem um sein Leben.
"Das war ein Anschlag“, sagt er der AZ. „Irgendjemand hat gezielt meine Tür angezündet.“ Der junge Mann hat keine Schuhe mehr. Die sind verbrannt, genau wie die Hälfte seiner Kleidung. Sein Zimmer ist verrußt, schon im Gang beißt einem der Gestank von verbranntem Kunststoff und Rauch in die Nase. Der Pfleger, der auf einer chirurgischen Station im Krankenhaus Großhadern arbeitet, will raus. So schnell wie möglich.
Auf der Suche nach einer neuen Wohnung
Er bleibt nur tagsüber in der Wohnung, um zu packen und eine neue Wohnung zu suchen. Abends, bevor es dunkel wird, geht er schnell zu einem Kumpel. Thomas U. glaubt, der Brandstifter könnte zurückkommen.
Am Samstagabend spielt Thomas mit einer Kollegin in seinem Zimmer das Karaoke-Spiel „Singstar“ – ein Computerspiel, bei dem es darum geht, möglichst genau zu singen. Um 2.30 Uhr geht die Freundin heim. Um 3.30 Uhr sticht eine Flamme unter die Wohnungstür durch. Der Albtraum beginnt. „Die Flamme war riesig“, erzählt Thomas. „Unter der Tür war eine Pfütze auf dem Boden, fast wie ein kleiner See“ Damit hatte der Unbekannte das Feuer gelegt.
Mannshohe Flammen
Das LKA untersucht die Substanz. „Nach ersten Erkenntnissen war es wohl kein Benzin und auch kein Spiritus“, sagt Polizeisprecher Christoph Reichenbach. Die Kripo ermittelt wegen Brandstiftung. Die Tür brannte lichterloh, mannshohe Flammen krochen durch die Türritze an die Innenwand. Thomas erstickte sie mit einer Decke. „Es schwelte aber noch stark, also rief ich die Feuerwehr. Dann hielt ich es nicht mehr aus vor Rauch.“ Er flüchtete auf den Balkon und wartete im T-Shirt und barfuß auf die Feuerwehr. Die holte ihn mit der Drehleiter hinunter.
Wer ihm nach dem Leben trachtet, weiß Thomas U. nicht. „Es gab an dem Abend keine Beschwerden wegen des Lärms. Niemand hat geklopft.“ In der Gegend wurde jedenfalls schon öfter mit dem Feuer gespielt: Im September 2005 hatten Unbekannte mehrere Teelichter vor eine Tür im achten Stock gelegt. „Das war fast über mir. Sie haben auch ein Kruzifix in den Teppich geschnitten.“ Fast ein Jahr später, im Oktober 2006, brannte es im Haus nebenan. Ein Unbekannter hatte einen Brandsatz auf den Balkon einer Erdgeschosswohnung geworfen. Dort wohnte ein ehemaliger Arbeitskollege von Thomas U. Ihn schaudert’s. „Ich hoffe sehr, dass das nur Zufall ist.“
Thomas Gautier
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