Krankenhaus-Skandal: Nicht ganz sauber
Seine Frau Josefine könnte noch leben. Davon ist Josef Binder überzeugt. „Aber das in unseren Krankenhäusern sind keine Zustände“, sagt der Rentner. „Da ist was faul.“
MÜNCHEN
Diesen Verdacht hatte Binder schon im Juni 2008, als bei seiner Frau ein Aggregat für ihren Herzschrittmacher gewechselt werden musste. Ins Klinikum Bogenhausen war sie gegangen – dorthin, wo jetzt laut einem Gutachten katastrophale Hygiene-Verhältnisse herrschen.
„Meine Frau hat damals schon geklagt, dass es dort nicht sauber ist“, erinnert sich Binder. „Nach der Versorgung der Patienten haben sich die Schwestern die Hände nicht gewaschen, sondern einfach weitergemacht.“ Auch ihm, der seine Frau in Bogenhausen besuchte, sei das aufgefallen.
Nach ein paar Wochen wurde Josefine Binder entlassen. Doch auf die Füße kam sie nicht mehr. „Meine Frau fühlte sich schlapp und hatte Bauchschmerzen.“ Der Hausarzt stellte schlechte Leberwerte fest – ob diese durch Krankenhauskeime verursacht worden sind, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Und auch im Sommer 2008 dachte keiner daran, dass die vorherrschenden Verhältnisse für Patienten gefährlich werden könnten.
Am Silvesterabend 2009 wurde Josefine Binder schließlich mit dem Notarzt ins Klinikum Neuperlach gebracht. Der Befund: Nieren- und Leberversagen, eine Herzinsuffizienz, zurückzuführen auf eine Blutvergiftung. Sie wurde sofort auf die Intensivstation verlegt. „Trotz umfangreicher Untersuchungen gelang es nicht, einen Sepsis-Herd zu identifizieren“, schreibt der zuständige Oberarzt im Abschlussbericht, der der AZ vorliegt. Auch eine breite Antibiotika-Therapie schlug nicht an. Josefine Binder starb am 29. Januar 2009.
Ihr Mann Josef suchte Antworten, sprach mit Ärzten und der Gesundheitsbehörde, doch er wurde abgewimmelt. Die hygienischen Verhältnisse seien korrekt. „Da sagt einem doch keiner was“, sagt Binder. Als er sich nach dem AZ-Bericht erneut an die Gesundheitsbehörde wandte, wurde er gebeten, seinen Fall schriftlich einzureichen. Man sammle, es gebe „viele Beschwerden“.A. K. Koophamel
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