Krailing: Jetzt wird es eng für Thomas S.
Der Doppelmord an Chiara († 8) und Sharon († 11): Ein Mediziner berichtet über Blut, das am Tatort gefunden wurde – auch das des Angeklagten ist darunter
München - Mit jedem neuen Gutachter, der als Zeuge vor dem Schwurgericht aussagt, wächst das belastende Beweismaterial gegen Thomas S. im Kraillinger Mordprozess. Die Ankläger sind sich sicher, dass der 51 Jahre alte Onkel seine acht und elf Jahre alten Nichten Chiara und Sharon mit Seil, Hantelstange, Messer und bloßen Händen im März vergangenen Jahres wegen eines Erbstreits ermordet hat. Gestern berichtete der Gerichtsmediziner Jiri Adamec an welchen Stellen im Haus Spuren gefunden wurden.
Die Tür: Thomas S. soll Chiara in ihrem Kinderzimmer getötet haben. Das Kind habe laut Anklage verzweifelt versucht, die Tür von innen zuzuhalten. „Die Tür ließ sich nicht verschließen. Sie wurde zugehalten“, so der Sachverständige. Sharon sei in die Küche geflüchtet, wo sie attackiert wurde.
Das Blut: Überall im Haus fand man Blut: Spur 12 an einer der Wände ist dem Angeklagten zugerechnet worden. Könnte das von einem früheren Nasenbluten stammen, so wie es Thomas S. bei einer Vernehmung ausgesagt haben soll? Adamec: „Nein, das passt nicht.“ Das Blut sei waagerecht und mit großer Geschwindigkeit an die Wand gespritzt. Bei Nasenbluten tropfe das Blut senkrecht und langsam herunter.
Die Fingerabdrücke: Eine Expertin der Spurensicherung erklärte, dass zwei Fingerabdrücke eindeutig vom Angeklagten stammen. Die Abdrücke fanden sich am Tatort an einer Batterie, sowie auf einer Rechnung für ein Seil, das in einem Peißenberger Baumarkt gekauft wurde. Mit einem solchen Seil war Chiara gedrosselt worden.
Wie die Mutter Chiara fand: Ein bewegender Moment: Der Gutachter berichtete, wie die Mutter in ihrer Aussage beschrieb, wie sie bei ihrer Heimkehr Chiara auf dem Bett des Kinderzimmers vorfand, das Kind hochhob und noch einmal an sich drückte. Dabei habe sie ein gurgelndes Geräusch gehört. Für den Gutachter ein Hinweis, dass sich Blut in Chiaras Atemwegen befand. Wenig später versuchte ein Polizist, das kleine Mädchen noch zu retten. Er legte sie auf den Boden und begann eine Herzmassage. Ohne Erfolg.
Wie Thomas S. reagierte: Es geht um einen fürchterlichen Vorwurf, doch der Angeklagte lässt sich im Prozess keinerlei Gefühle anmerken. An einer Stelle der Zeugenaussage von Adamec lächelt er gar süffisant, macht sich Notizen – ganz so, als ob er dem Gutachter einen Fehler nachweisen könne.
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