Korruption im KVR: Angeklagte räumen Vorwürfe ein
So richtig zufrieden war die Vorsitzende Richterin mit den Erklärungen der beiden ehemaligen Mitarbeiter des KVR (27, 50) wohl nicht. Andrea Wagner hätte die beiden am zweiten Prozesstag gerne noch weiter zu den Korruptionsvorwürfen befragt. Doch das verweigerten die Ex-Mitarbeiter zunächst. Dabei sei jetzt aufgrund der umfangreichen und eng getakteten Beweisaufnahme vielleicht die letzte Gelegenheit, "die Hosen runterzulassen", machte die Richterin klar.
Immerhin alle drei Angeklagten – neben den beiden Ex-KVR Mitarbeitern sitzt auch noch der Drahtzieher (28) auf der Anklagebank – legen am Dienstag jeweils ein "voll umfängliches Geständnis" ab.
Mit Bargeld und FC-Bayern-Tickets bestochen
Der 28-Jährige korrigiert die Anklage lediglich in drei Punkten ist aber ansonsten derjenige, der am offenherzigsten zu den kriminellen Strukturen aussagt. Er hatte die beiden ehemaligen Mitarbeiter der Stadt laut Anklage mit Bargeld, aber auch mit Tickets für ein Spiel des FC Bayern bestochen, um an Meldebescheinigungen zu gelangen.
Die beiden stellten auch sogenannte Fiktionsbescheinigungen aus – das sind Papiere, die den Aufenthalt in Deutschland vorübergehend gestatten, wenn noch nicht über die Verlängerung eines Aufenthaltstitels entschieden wurde.
Warum München? In der Regel würden Anträge zum Familiennachzug hier schneller bearbeitet, als wenn man dasselbe über eine Botschaft regele, so der 28-Jährige. Den Ex-KVR-Mitarbeitern tut es sehr leid. Die 27-Jährige sagte, dass sie um Entschuldigung bitte. Sie habe nicht gewusst, dass alles solche Ausmaße annehme. Inzwischen sei sie arbeitslos und schwanger. Mit dem Vater des Kindes plane sie nach dem Abschluss des Prozesses ins Ruhrgebiet umzuziehen. So sie denn mit einer Bewährungsstrafe davon kommt.
Schulden und Spielsucht
Der Anwalt des 50 Jahre alten Angeklagten sagte über seinen Mandanten, dass dieser gewusst habe, dass sein Handeln nicht richtig gewesen sei. Motiv waren die hohen Schulden, die er durch seine Computer-Spielsucht verursacht habe.
Diese finanzielle Bredouille des 50-Jährigen habe er ausgenutzt, berichtet der Drahtzieher. Er sei bestens in der Behörde vernetzt gewesen, weil er fast jeden Tag dort Zeit verbrachte. Da habe er viel über einzelne Mitarbeiter in Erfahrung bringen können.
In einer Stresssituation überredet
So kannte er auch die 27-Jährige bereits und als er diese eines Tages in einer Stresssituation darum bat, ihm zu helfen, obwohl sie nicht zuständig war, tat sie ihm den Gefallen. Geld dafür sei erst später geflossen. Insgesamt habe er in knapp zehn Fällen die Frau bestochen. Als sie von einem Vorgesetzten darauf angesprochen wurde, wurde ihr der Boden zu heiß und sie stieg sie aus dem kriminellen Geschäftsmodell aus.
Fortsetzung folgt.

