Kopfgeld für Taxi-Kunden

Schmieren, kutschieren – abkassieren. Immer mehr Münchner Hotelportiers oder Rezeptionsangestellte verlangen von Taxifahrern Prämien für lukrative Fahrten. Ehrliche Taxler gehen dagegen leer aus.
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Zahlen oder warten: Der Konkurrenzkampf bei den Taxlern wird härter.
dpa Zahlen oder warten: Der Konkurrenzkampf bei den Taxlern wird härter.
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MÜNCHEN - Schmieren, kutschieren – abkassieren. Immer mehr Münchner Hotelportiers oder Rezeptionsangestellte verlangen von Taxifahrern Prämien für lukrative Fahrten. Ehrliche Taxler gehen dagegen leer aus.

Das alles beschreibt Taxi-München-Chef Hans Meißner im aktuellen „Taxikurier“. Selbst seriöse Hotels seien darin verstrickt: „Wie in dieser Ausgabe nachzulesen ist, ist sogar das Haus des Vorsitzenden des Münchner Hotel- und Gaststättenverbands keine Ausnahme.“

Seit Monaten testet der „Taxikurier“, welche Hotels Schmiergeld für lukrative Fahrten verlangen – im März war das besagte Hotel dran: Ein „Hotelchecker“ buchte ein Zimmer und verlangte ein Taxi zum Flughafen. Ihn holte ein branchenbekannter Schmiergeldzahler ab. Das Urteil der Zeitschrift: „Auch dieses Haus hat den Test nicht bestanden“. Aufträge gäbe es auch hier nur „gegen Bakschisch“. Die Geschäftsführung des Hotels war wiederholt für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Jeder fünfte Fahrer muss zahlen

So geht das laut Meißner in der ganzen Stadt: „Rund 20 Prozent der Taxler zahlen“, sagt er der AZ. „Aus Not.“ Die Provision beträgt Meißner zufolge rund 25 Prozent des Fahrpreises – bei einer Flughafenfahrt für 55 Euro sind das 10 bis 15 Euro. „Mafia-Methoden“ nennt Meißner das, denn: Wer nicht zahlt, bekommt keine langen Fahrten.

„Ich verzweifle an der Moral der Hotellerie“, klagt Meißner. Gespräche mit Geschäftsführern mancher Hotels hätten nichts gebracht. „Die sagten, ich soll mich nicht so aufregen – das wäre halt ein Zubrot für ihre Angestellten.“

Am Ende zahlen die Gäste

Für solche Praktiken zahlen Meißner zufolge am Ende die Hotelgäste: Viele Taxler holten sich das Schmiergeld von den Kunden wieder rein – indem sie Umwege fahren.

Es geht aber auch umgekehrt: Bei Bordell-Fahrten bekommen Taxler bis zu 120 Euro für jeden Kunden. Da gehen an einem Abend enorme Summen über den Tisch: Als Beispiel nennt Meißner einen Club in Moosach: „Am Samstag, den 9. Februar, fuhren dort 68 Taxis mit 90 Gästen an – 75 Herren blieben in dem Etablissement, das pro Gast 120 Euro bezahlt. Das macht 9000 Euro.“

Thomas Gautier

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