Kommt jetzt das Spaß-Verbot für die Isar?
Griller, Jogger, Kletterer, und Mountainbiker zieht’s an die Flussufer. Naturschützer stellen sich dagegen. Die AZ erklärt den Konflikt. Die besten Bilder vom Isar-Fun!
München - Der Interessenkonflikt ist offensichtlich:
- Hier die Isar als letztes Fleckchen – weitgehend – intakter Natur mit seltenen Tier- und Pflanzenarten.
- Dort der immer stärkere „Erholungsdruck“: Griller, Jogger, Kletterer und Mountainbiker haben längst jedes noch so abgelegene Fleckerl am Isarufer in Beschlag genommen.
Die Folge: Abfall, Lärm, Umweltzerstörung. Mit einer symbolischen Blockadeaktion wiesen gestern Naturschützer auf die ihrer Meinung nach unhaltbare Situation hin.
Vor allem nach sonnigen Wochenenden sind die Folgen des massiven Ansturms auf das Erholungsgebiet Isar überdeutlich: Überquellende Abfalleimer, Unrat auf den Sandbänken, Glasscherben, Aschehaufen. Die Natur leidet. Vor allem das FFH-Schutzgebiet. FFH-Gebiet – das bedeutet: Die zuständigen Behörden sind verpflichtet, den Ist-Zustand zu erhalten. Das ist europäisches Recht. Es bedeutet aber auch: Wenn dieses Gebiet zerstört wird, lässt sich das nicht mehr reparieren.
Im FFH-Gebiet an der Isar im Süden der Stadt in Richtung Grünwald leben Tiere wie die Schlingnatter und die Kreuzotter, Springfrösche oder Rotkehlchen. Dazu Pflanzen wie der Frauenschuh und das Weiße Waldvögelein.
Die rechtliche Seite ist das Eine. Die Praxis schaut ganz anders aus: Der Zustand des Isartals verschlechtert sich – sagen Bund Naturschutz, Ornithologische Gesellschaft, Vogelschützer und Isartalverein.
Gleich neben dem Marienklausensteg am Tierpark hatten sie sich gestern mit Absperrband und Stoppschildern aufgestellt. Denn dort startet der „wilde“ Isartrail, parallel zum normalen Kiesweg. Einst ein schmaler Trampelpfad, ist daraus durch intensive Nutzung mit stollenbereiften Mountainbikes eine Offroad-Bahn entstanden. Nach dem Regen der letzten Wochen tun sich große Schlammflächen auf, die immer weiter umfahren werden. Schmalere Pfade nutzen Downhiller für ihre Kunststücke.
Die Folge: „Die bodennahe Vegetation wird zerschnitten, seltene Tiere werden gestört, verletzt oder getötet“, beklagt der Bund Naturschutz. Was also tun? Für Radler wie Alexander Magerl und Ferdinand Gschwendtner vom RSV Hachinger Tal, die sich gestern vor Ort über die Naturschutz-Offensive informierten, ist klar: „Es geht nicht gegen-, sondern nur miteinander.“ Biker hätten nicht das beste Image, so Magerl: „Aber 98 oder 99 Prozent sind ganz normale Leut’.“
Wobei die Naturschützer ja auch gar nichts gegen die „normalen“ Radler haben. Aber die Nutzung des FFH-Gebiets ist für sie „nicht verhandelbar“ Sie fordern eine „sofortige und wirksame Sperrung der wilden Isartrails, Hinweistafeln, Flugblattaktionen – und wirksame Kontrollen“.
Auch die Rathaus-Grünen haben das Problem erkannt – und wollen vermittelnd eingreifen. Stadträtin Sabine Krieger appelliert an Naturschützer und Mountainbiker, „im Streit um die Nutzung der Isar-Auwälder aufeinander zuzugehen und einen Interessenausgleich anzustreben“. Ein Runder Tisch ist geplant.
Gleichzeitig werde mit Nachdruck nach einer Alternativstrecke für die Mountainbiker gesucht. Krieger: „Der Schutz der Auwälder muss gewährleistet sein. Und den Bikern muss eine Möglichkeit geboten werden, ihren Sport auszuüben.“
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