Komet im Anflug: Wann man ihn in München am besten sieht

C/2022 E3 kommt der Erde - für seine Verhältnisse - nahe. Das geschieht nur etwa alle 50.000 Jahre. Wann man ihn sehen kann, erklärt der Experte der Volkssternwarte.
von  Rosemarie Vielreicher
Der Komet C/2022 E3 (ZTF) - hier Mitte Dezember noch ohne Schweif. Das Grün der Koma stammt von C2-Molekülen, die durch UV-Strahlung entstehen und zum Leuchten angeregt werden
Der Komet C/2022 E3 (ZTF) - hier Mitte Dezember noch ohne Schweif. Das Grün der Koma stammt von C2-Molekülen, die durch UV-Strahlung entstehen und zum Leuchten angeregt werden © Foto: dpa/Dan Bartlett

München — Der Name ist kryptisch, aber seien wir mal nicht so kleinlich: C/2022 E3 (ZTF) heißt der Komet, der im vergangenen Jahr erstmals vom Programm "Zwicky Transient Facility" (ZTF) gesehen wurde und der uns bis Anfang Februar recht nahekommt. Manche nennen es sogar ein Rendezvous. Sagen wir so: All-Edition.

Dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt zufolge ist er rund einen Kilometer groß und hat derzeit eine etwa 50.000 Kilometer messende Koma, eine Art Teilchenhülle. Die wichtigsten Fragen beantwortet für die AZ Björn Wirtjes  von der Bayerischen Volkssternwarte in München.

Alles Wichtige auf einen Blick:

Wie selten ist es, dass man einen Kometen beobachten kann? "Das ist ganz unregelmäßig und unvorhersehbar", sagt Björn Wirtjes. Im langjährigen Mittel erscheine alle fünf bis sieben Jahre ein hellerer Komet, der zumindest theoretisch mit dem Auge sichtbar sei. Als hell und beeindruckend nennt er den Kometen West 1975 oder Hale-Bopp 1996. Solche kämen nur alle gut 20 Jahre vor.

Kometen, die im Fernglas oder mit kleinen Teleskopen beobachtbar seien, gebe es oft sogar mehrere pro Jahr. "C/2022 E (ZTF) ist so auf der Grenze zwischen unscheinbar und bemerkenswert", schätzt es Wirtjes ein.

Björn Wirtjes
Björn Wirtjes © Björn Wirtjes

Er kommt der Erde "nah", aber ist dennoch 42 Millionen Kilometer entfernt. Wie groß wird man ihn von der Erde aus sehen können? "Im Fernglas erscheint die sogenannte Koma, der ‚Kopf' des Kometen, immer noch deutlich kleiner als zum Beispiel der volle Mond, höchstens ein Drittel davon."

Komet mit zwei sichtbaren Schweifen

Die beiden Schweife - "Kometen haben immer zwei" - seien bislang nur auf Fotos erkennbar gewesen. "Ob man den Schweif um den Monatswechsel herum zumindest im Fernglas wird erahnen können, ist eben das Spannende! Kometen sind nun mal die Katzen des Weltalls: Die machen, was sie wollen."

Wann wird man eine gute Chance in München haben, den Kometen zu sehen? "Sehen kann man ihn schon jetzt in den frühen Morgenstunden im Nordosten, neben der Deichsel vom Großen Wagen. Allerdings stört in diesen Tagen noch der Mond", so Wirtjes. "Am besten geht es ab dem 21. Januar, dann ist Neumond. Gleichzeitig kommt der Komet bis Ende Januar der Erde immer näher und wandert immer höher über Osten nach Süden. Anfang Februar kommt dann leider schon wieder der Mond in die Quere." Zur Erinnerung: Am 5. Februar ist Vollmond.

Am 06. Februar direkt nach Vollmond

"Gleich nach Vollmond wird es aber noch einmal besser: Am 6. Februar wandert ,E3' an dem sehr hellen Stern Capella, hoch im Süden, vorbei und weiter bis zum rotleuchtenden Mars, an dem er am 11. Februar vorbeizieht. Dann lässt er sich dank dieser hellen Orientierungspunkte leicht - und zumal auch von der Uhrzeit her bequem in der Abenddämmerung - finden, auch wenn er dann schon wieder weiter weg ist und schwächer leuchtet."

Geht's mit bloßem Auge oder was braucht man für die Beobachtung? "Das mit dem bloßen Auge wird jetzt oft gesagt, weil der Komet nominell tatsächlich eine Helligkeit erreicht, für die man theoretisch kein Fernglas brauchen sollte. Das beruht allerdings auf sehr idealisierten Bedingungen: Es müsste absolut dunkel und klar sein, was bei uns in der Zivilisation nie vollkommen der Fall ist", erklärt Wirtjes. "Zusätzliches Problem: Der Komet ist eine diffuse Leuchterscheinung, das heißt, seine Helligkeit ist nicht auf einen Punkt konzentriert, sondern flächig. Das macht es nochmal schwieriger, ihn auszumachen." Daher ist der Experte der Meinung, dass man schon ein kleines Fernglas brauchen wird - ihm zufolge reiche Ende Januar schon eins mit 10 x 25.

Welche Tipps hat der Experte noch? "Mit den Augen immer beweglich etwas herumsuchen und nicht starren" - warum? "Die Netzhaut ist nämlich außerhalb unserer Bildmitte empfindlicher, so dass man den Kometen paradoxerweise dann am besten sieht, wenn man gezielt ein klein wenig vorbeiguckt!"

Zwischen dem kleinen und dem großen Wagen

Wo genau am Himmel muss man hinschauen? "Der Komet zieht vom 21. bis Ende Januar zwischen Kleinem und Großem Wagen entlang, erst oberhalb der Deichsel, dann ab 27. Januar oberhalb des Kastens - jeweils vom Großen Wagen." Für die genaue Position brauche man dann allerdings eine Aufsuchkarte - eine solche bietet auch die Volkssternwarte an.

Welchen Weg nimmt der Komet im Anschluss? "Nach dem 1. Februar wird der Komet immer schwächer, verliert irgendwann Schweif und Koma und entfernt sich für die nächsten 25.000 Jahre immer weiter von Erde und Sonne bis zu einem Bereich, der noch 100 Mal weiter weg ist als der äußerste Planet Neptun." Und das macht ihn dann doch einzigartig: "Womöglich wird er nie wiederkehren."


C/2022 E3 kommt der Erde - für seine Verhältnisse - nahe. Das geschieht nur etwa alle 50.000 Jahre. Wann man ihn sehen kann, erklärt der Experte der Volkssternwarte.

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