Könnte Musikclub den Ratskeller am Marienplatz ersetzen? Münchner Partei stellt "Lärm"-Forderung
Die Stadtratsfraktion Grüne/Rosa Liste/Volt macht sich für einen nicht-kommerziellen städtischen Musikclub stark und fordert ein entsprechendes Konzept der Verwaltung ein. Mit Blick auf die unter Kostendruck stehenden Münchner Clubs soll ein Wettbewerb ausgeschlossen werden.
Nicht-kommerzieller städtischer Musikclub für München? Diese Standorte bringen die Grünen ins Spiel
"Jungen Menschen fehlt es an Raum in dieser Stadt. Die Szene ist groß und lebendig, die Kollektive fordern zu Recht ihren Platz in München, besonders eindrücklich einmal im Jahr bei der 'Krachparade'. Wir wollen einen städtischen Club, der unkompliziert und unkommerziell von der Szene genutzt werden kann", begründet David Süß, kulturpolitischer Sprecher der Grünen, den Antrag.
David Süß: Zwischennutzungen für den Übergang einplanen
Er bringt dabei auch gleich mögliche Standorte ins Gespräch: den zum Jahresende schließenden Ratskeller, das Maximiliansforum oder auch die Bananenreiferei am Rande der Großmarkthalle am Schlachthof. Süß: "Bis ein dauerhafter Standort gefunden ist, müssen wir unbedingt Zwischennutzungen ermöglichen. Denn die Kollektive warten schon viel zu lange auf bezahlbare Räume."
Händler fordern weitere Informationen zu den Plänen
Die Händler auf dem Großmarkt-Areal reagieren zurückhaltend. Die Idee sei nicht mit ihnen abgesprochen worden, sagt Ecki Ernst, der die Pressearbeit für den Fruchtverband übernimmt. Um das Ganze genauer bewerten zu können, müssten sie erst einmal wissen, welche Fläche genau gemeint sei, findet Ernst.

Das zu erarbeitende Konzept soll die Verwaltung dem Stadtrat "baldmöglichst zur Entscheidung" vorlegen. Vertreter der Musik-Kollektiv-Szene, Akteure der Nacht- und Clubkultur sowie städtische Fachstellen und Institutionen (wie die Fachstelle Moderation der Nacht, die Fachstelle Pop und das Jugendkulturwerk) sollen dabei miteingebunden werden.
Im Konzept wünschen sich die Antragssteller die Darstellung folgender Eckpunkte:
- Trägerschaft und Verantwortlichkeiten
- Finanzierungsmöglichkeiten
- Prüfung potenzieller Standorte
- Formen der Mitgestaltung und Mitentscheidung durch Nutzer
- Maßnahmen zur Sicherstellung von Vielfalt von Programm und Nutzer
- Vorschläge für schnell realisierbare Interimslösungen
Grüne machen sich zum Sprachrohr der Szene
München verfüge über eine lebendige Szene von Musik-Kollektiven, die überwiegend in offenen Zusammenschlüssen organisiert sei, argumentieren die Grünen. Bei "Mehr Lärm für München" treten viele von ihnen und ihre Unterstützer einmal im Jahr sehr eindrucksvoll für ihre Interessen ein.
Die Bereitstellung von Flächen und Räumen, die für Musikveranstaltungen genutzt werden können, sei seit Jahren eine zentrale Forderung der Szene. Bislang müssten Kollektive häufig auf nicht angemeldete Partys im öffentlichen Raum oder auf leerstehende Immobilien ausweichen, was mit erheblichen Risiken verbunden sei. "Es drohen Bußgelder, und in Leerständen sind sicherheitsrelevante Voraussetzungen – wie funktionierende Fluchtwege – oft nicht gewährleistet", heißt es.
Lorenz Stradtner: "Wir fordern mehr Räume, wo Lärm erlaubt ist"
Weil auch kommerzielle Clubs unter Kostendruck stehen, Mietforderungen bei Fremdveranstaltungen hoch und für nicht-kommerzielle Partys von Kollektiven kaum finanzierbar sind, solle es einen Austausch und Überschneidungen mit diesen Clubs geben. Ein Wettbewerb soll ausgeschlossen werden.

"Wir fordern mehr Räume, wo Lärm erlaubt ist, zum Beispiel einen kommunalen Club, wo sich Menschen ohne Konsumzwang ohne hohe Eintrittspreise begegnen können", hatte Lorenz Stradtner von der Grünen Jugend bereits im AZ-Interview festgestellt. "Auch junge Menschen gehören zu München. Und: München ist mehr als das Tambosi und das P1, München kann auch Subkultur", betonte er.
Ein städtischer Club solle eine grundlegende, bezahlbare musikalische Infrastruktur bereitstellen, die von Kollektiven und weiteren Gruppen unkompliziert und günstig genutzt werden könne. Vorgesehen seit, dass dort sowohl Veranstaltungen für Jugendliche von 13 bis 17 Jahren stattfinden können, als auch Partys für Menschen ab 18.
Stradtner: "15 Euro Eintritt für einen einzigen Abend sind einfach nicht drin, wenn die Miete die Ausbildungsvergütung oder das BAföG fast vollständig einnimmt. Mit einem städtischen Club schaffen wir Räume, damit Kultur, Feiern und kreatives Ausprobieren nicht vom Kontostand abhängen."
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