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Königsacker statt Königsplatz: Wer zahlt für die Schäden nach dem Gabalier-Konzert?

Der Königsplatz ist als Veranstaltungsort sehr begehrt – zum Leidwesen der anliegenden Museen und der Rasenfläche.
von  Volker Isfort
Die Wiese vor der Glyptothek ist aktuell nach Konzerten und Regen in einem bedauerlichen Zustand. Aber ist das Ausrollen eines neues Rasens überhaupt sinnvoll, wenn diesen bald die IAA wieder zerstört?
Die Wiese vor der Glyptothek ist aktuell nach Konzerten und Regen in einem bedauerlichen Zustand. Aber ist das Ausrollen eines neues Rasens überhaupt sinnvoll, wenn diesen bald die IAA wieder zerstört? © Jan Krattiger

Für manche ist er der schönste Platz Münchens, folgerichtig nutzt die Stadt den Königsplatz auch für einige kulturelle Sommerkonzerte, eine Kinowoche – und auch als Schaufenster auf der Internationalen Automobil Ausstellung. Nicht alle sind davon begeistert, denn die Auf- und Abbauarbeiten zerstören nicht nur häufig den Rasen, sie haben auch unmittelbare Auswirkungen auf die beiden Museen, die Antikensammlung und die Glyptothek, wie Museumsdirektor Florian Knauß der AZ sagt: "Wir merken das an den Besucherzahlen." Die Sperrungen des Königsplatzes würden den Zugang zu den Museen sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Besucher erschweren.

Künftig gibt es noch mehr Veranstaltungen 

Die häufigen Großveranstaltungen nähmen dem Platz zudem viel von seinem mediterranen Charme, sagt Knauß, wodurch auch weniger Touristen auf die Museen stoßen würden. Auch würde die aktuelle Nutzung des Königsplatzes weder der historischen Bedeutung des Platzes, noch den ansässigen renommierten Museen gerecht. Von der Stadt wünscht sich Knauß die Sommer Open-Airs wieder auf zwei Wochenenden zu begrenzen. Und, "dass man mit uns auch mal reden würde", um die Nutzung des Platzes mit den Museen abzustimmen.

Bühnenarbeiter bauen eine Bühne auf dem Königsplatz auf. Hier für Billy Idols Konzert Ende Juni.
Bühnenarbeiter bauen eine Bühne auf dem Königsplatz auf. Hier für Billy Idols Konzert Ende Juni. © picture alliance/dpa

Das allerdings sieht die Stadt anders, der Kreisverwaltungsausschuss des Stadtrats hat erst vor wenigen Monaten beschlossen, die Konzertwochenenden auf vier auszuweiten, wenn keine IAA auf dem Königsplatz stattfindet, ansonsten werden es drei Wochenenden sein. Dies gilt erst ab 2027. Im kommenden Jahr (ohne IAA) werden es auch nur drei Wochenenden sein, aber zwei davon verlängert mit drei Konzerten. Bewerben können sich Veranstalter mit ihrem Konzept (jeweils für ein Wochenende) beim Kreisverwaltungsreferat.

Ein Gabalier-Konzert mit "Wacken-Charakter" 

Ärger gibt es allerdings nicht nur wegen der tagelangen Absperrungen für den Auf- und Abbau der Bühnen, sondern auch wegen der "Hinterlassenschaften" nach den Konzerten mit zehntausenden Besuchern. Und während der Müll schnell wieder weggeräumt werden kann, bleibt die Rasenfläche lange lädiert. Nach dem Konzert mit "Wacken-Charakter" von Andreas Gabalier bei teilweise heftigem Regen am vergangenen Samstag ist von der Wiese fast gar nichts mehr übrig. Aber lohnt sich eine Instandsetzung überhaupt vor der kommenden IAA?

Beate Winterer, Pressesprecherin des Kreisverwaltungsreferats teilt auf AZ-Anfrage mit: "Aufgrund des Dauerregens am Veranstaltungstag und während des Auf- und Abbaus wurden die Grünflächen am Königsplatz trotz Schutzmaßnahmen stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Wiederherstellung der Grünflächen erfolgt nach Rücksprache mit dem Baureferat erst nach Ende der IAA Mobility. Der Aufbau für die IAA beginnt am 31. August. Der Abbau der IAA Mobility ist für den 19. September vorgesehen. Die Kosten für die fachgerechte Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes werden anteilig unter allen Veranstaltenden aufgeteilt, die 2025 eine Großveranstaltung am Königsplatz durchgeführt haben bzw. noch durchführen werden."

Nach der IAA 2021 erhielt der Königsplatz neuen Rasen. Bei Abbauarbeiten der IAA wurden die Grünfläche großteils zerstört.
Nach der IAA 2021 erhielt der Königsplatz neuen Rasen. Bei Abbauarbeiten der IAA wurden die Grünfläche großteils zerstört. © picture alliance/dpa

Die Stadt erfasst genau, wie der Zustand der Veranstaltungsfläche ist. Laut KVR werden "im Rahmen der Beweissicherung nach jeder Veranstaltung die durch die jeweilige Veranstaltung verursachten Schäden erfasst, dokumentiert und dem für den Schaden verantwortlichen Veranstaltenden zugeordnet. Die Kosten der Wiederherstellung werden dann anteilig auf die Schadensverursacher verteilt. Die Dokumentation der Schäden erfolgt durch ein neutrales Ingenieur- und Architekturbüro, das die Beweissicherung durchführt, Schäden erfasst und die Wiederherstellung überwacht und dokumentiert."

Denn ein neuer Rollrasen ist teuer. So zahlte die IAA vor vier Jahren laut Expertenschätzung rund 200.000 Euro für die Verlegung eines neues Rollrasens auf dem Königsplatz, da schwere Maschinen nicht nur den Rasen zerstört hatten, sondern auch tiefe Furchen in der Erde hinterlassen hatten.

Mitarbeit: Johanna Kippe

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