K.o.-Tropfen statt spontaner Sex: Vier Jahre Haft für Räuberin
Ein Mann wird in der Trambahn von zwei Frauen angesprochen, "ob er Zeit hätte". Der 54-Jährige nimmt die Einladung an - und die Damen prompt mit nach Hause. Doch statt Sex gab's K.o.-Tropfen und eine ausgeraubte Wohnung. Jetzt kam eine Räuberin vor Gericht.
MÜNCHEN In der Tram am Hauptbahnhof war Hamit T. (Name geändert) von zwei Frauen angesprochen worden, „ob er Zeit hätte“. Der ledige Mann hatte Zeit an diesem 4.August 1990. „Da habe ich sie mit zu mir nach Hause genommen“, berichtete er gestern vor Gericht. Ein großer Fehler. Statt eines Schäferstündchens mischten ihm die Unbekannten in seiner Giesinger Wohnung K.o.-Tropfen mit Benzodiazepin in den Sekt. Der damals 54-Jährige schlief sofort tief ein.
Als er nach zehn Stunden am nächsten Vormittag aufwachte, fehlten seine goldene Armbanduhr, ein Schlüsselbund, zwei Paar Damenschuhe und 550 Mark Bargeld. Helena L., die erst 19 Jahre nach der Tat verhaftet werden konnte, wurde gestern von der 2. Strafkammer des Landgerichts wegen gemeinschaftlichen Raubes zu vier Jahren Haft verurteilt.
Ihre Komplizin Irena N. wurde bereits 1997 zu vier Jahren Haft verurteilt. Die gleiche Strafe war auch Helena L. vom Gericht in Aussicht gestellt worden – wenn sie denn gesteht. Die 49-Jährige hatte den Ermittlern ein Attest präsentiert, in dem ein Arzt ihr bestätigte, dass sie zum Tatzeitpunkt weit entfernt von München operiert wurde.
Doch Richter Norbert Riedmann konnte die Angeklagte überzeugen, dass das vermeintliche Alibi auf tönernen Füßen steht. „Ihre DNA wurde auf einer Zigarettenkippe am Tatort gefunden. Der Arzt sagt, ihre Verwandten hätten ihm ein vorformuliertes Attest vorgelegt, dass er nur unterschrieben habe...“
Angesichts dieser Beweislage räumte Helena L. die Tat dann doch ein. Nach der Geständnis-Erklärung durch ihren Anwalt Matthias Noell flossen bei der Angeklagten ein paar Tränen. jot
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