So wenige Wohnungen wurden 2024 in München gebaut

Eigentlich sollte die städtische Wohnungsbaugesellschaft ab 2024 ihre Wohnungsbauzahlen auf 2000 erhöhen. Hinter diesem Ziel bleibt sie allerdings weit zurück. Auch sonst wurde in München bloß wenig gebaut. Die CSU ist überzeugt: Grün-Rot ist schuld.
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Vergangenes Jahr wurden in München viel weniger Wohnungen gebaut, als sich die Stadt zum Ziel gesetzt hatte. Ist das Rathaus Schuld?
Vergangenes Jahr wurden in München viel weniger Wohnungen gebaut, als sich die Stadt zum Ziel gesetzt hatte. Ist das Rathaus Schuld? © imago

München – Mehr Menschen als in der Maxvorstadt leben, warten in München gerade auf eine Sozialwohnung: 54.200 Personen (in fast 23.000 Haushalten) sind bei der Stadt für eine Sozialwohnung registriert. Das sind Menschen, die im Jahr nicht mehr als 41.600 Euro verdienen.

Für sie gibt es eine bittere Nachricht: Wahrscheinlich müssen die meisten noch lange warten. Denn München kommt mit dem Bau von Sozialwohnungen nicht hinterher.

Eine Bilanz des Planungsreferats zeigt: 2024 hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft "Münchner Wohnen" gerade mal 798 Wohnungen gebaut. Eigentlich hatte der Stadtrat beschlossen, ab 2024 die Neubauziele auf 2000 anzuheben.

Nicht nur die Münchner Wohnen baut Sozialwohnungen. Auch insgesamt sind weniger geförderte Wohnungen entstanden – nämlich bloß 1263 statt 2000, wie es das Ziel war.

In der Beschlussvorlage aus dem Planungsreferat heißt es, dass das vor allem auch an der "reduzierten Verfügbarkeit von staatlichen EOF-Fördermitteln" liege. Damit sind die Zuschüsse des Freistaats für Sozialwohnungen gemeint.

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Wie die AZ berichtet hatte, förderte der Freistaat bis vor Kurzem Sozialwohnungen in München noch mit 120 Millionen pro Jahr. 2024 gab er noch die Hälfte davon aus. Für 2025 erwartet die Stadt bloß noch 25 Millionen.

Grüne: "Wir sind natürlich nicht zufrieden" 

Insgesamt wurden in München 6501 Wohnungen gebaut. Das ist der niedrigste Wert seit mindestens fünf Jahren. Eigentlich liegt das Ziel bei 8500 Wohnungen im Jahr. Sibylle Stöhr von den Grünen gibt zu: "München braucht dringend bezahlbare Wohnungen, deswegen können wir natürlich mit den Zahlen nicht zufrieden sein."

Die Stadt tue viel, um Wohnraum zu schaffen. Doch die Bauwirtschaft sei weltweit in der Krise, die Preise seien stark gestiegen. Stöhr fordert deshalb "endlich eine angemessene Unterstützung" des Bundes und des Freistaats. "Gerade der Freistaat lässt München bei den EOF-Fördermitteln derzeit dramatisch hängen. Das darf einfach nicht sein!", sagt sie.

SPD-Fraktionschef Christian Köning sieht das auch so. Gleichzeitig fordert er "ambitionierte Schritte" seitens der Stadt. Es gehe da auch um Standards beim Wohnungsbau im Hinblick auf Lärmschutz, Dämmungen und Barrierefreiheit.

SPD-Chef Christian Köning fordert "ambitionierte Schritte" seitens der Stadt für mehr Wohnungsbau.
SPD-Chef Christian Köning fordert "ambitionierte Schritte" seitens der Stadt für mehr Wohnungsbau. © Bernd Wackerbauer

Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos) schlägt in einer umfangreichen Beschlussvorlage vor, wie die Baukosten um zehn Prozent gesenkt werden könnten. Es geht dabei um Fassadenbegrünung, Stellplätze und Energiestandards. Der Stadtrat soll am Mittwoch entscheiden.

CSU: "Probleme sind hausgemacht"

Für CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl hingegen ist alleine das Rathaus verantwortlich. Er sagt: "Viele der Probleme im Wohnungsbau sind hausgemacht: Die Fusion der Münchner Wohnen, die Reform der Sobon, die SEM, die viel zu hohen Standards beim Bauen – alles Baubremsen, die Grün-Rot selbst verschuldet hat."

"Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass der Freistaat Bayern trotz der alarmierenden Fallzahlen bei den Zuschüssen für Frauenhäuser gekürzt hat, wie es in der Presse zu lesen war", sagt Manuel Pretzl (Archivbild).
"Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass der Freistaat Bayern trotz der alarmierenden Fallzahlen bei den Zuschüssen für Frauenhäuser gekürzt hat, wie es in der Presse zu lesen war", sagt Manuel Pretzl (Archivbild). © Daniel von Loeper

Was hinter all diesen Stichworten steckt? Früher gab es zwei städtische Wohnungsbaugesellschaften. Seit sie zur Münchner Wohnen zusammengelegt wurden, ist sie oft in den Schlagzeilen, weil Geschäftsführer hinschmeißen (AZ berichtete). Die Sobon-Regeln legen in Neubausiedlungen fest, wie viele günstige Wohnungen Bauherren schaffen müssen. Grün-Rot hat die Regeln verschärft – die CSU hält das für einen Fehler.

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SEM steht für Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme. Eigentlich will das Rathaus mit diesem Instrument im Münchner Norden und im Nordosten Siedlungen schaffen. Die CSU beklagt schon lange, dass dort seit Jahren keine einzige Wohnung gebaut wurde. Pretzls Fazit lautet deshalb: "Wir haben vor diesem Desaster gewarnt, nun steht der Münchner Wohnungsbau vor einem Scherbenhaufen."

Bald werden die Zahlen wohl nicht besser. Denn der Stadtrat hat 2024 nur für 1034 Wohnungen Baurecht geschaffen. Das Ziel lag bei 4500. Ohne Baurecht wird allerdings auch keine Wohnung gebaut. 

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  • Bongo am 02.04.2025 11:59 Uhr / Bewertung:

    Antwort an Newi83:
    Richtig, weil alle anderen Parteien das Wohnungsproblem genau so wenig lesen können!

  • Dieter Berger am 02.04.2025 11:50 Uhr / Bewertung:

    Es ist kein Wunder, dass nicht gebaut wird, wenn die Standards immer weiter erhöht werden und man einen erheblichen Teil der Baukosten für unsinnige Auflagen verbraucht. Die Genehmigungszeiten sind viel zu lange, die Stadt wendet erhebliche Ressourcen auf um die Fiktion zu umgehen und quält Bauherren mit immer neuen Behinderungen. So wird das nie etwas. Genehmigungsprozesse und Vorschriften verschlanken und schon wird wieder mehr gebaut.

  • Witwe Bolte am 02.04.2025 11:40 Uhr / Bewertung:

    Selbst wenn demnächst 100.000 Sozialwohnungen in M gebaut würden, es wären immer noch nicht genug.
    Der enorme Zuzug von Armutsflüchtlingen wird weiterhin bestehen bleiben. Und die Ukraine-Flüchtlinge könnten noch viel mehr werden, je nachdem, was Putin vorhat.
    Der Bedarf an subventionierten Wohnungen ist ein Fass ohne Boden. Und die neue Regierung hat nicht vor, viel zu ändern am Thema Migration.

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