Kloster Ettal: Pater wegen sexuellem Missbrauch vor Gericht
Ettaler Pater vor Gericht: Es ist der dritte und vielleicht letzte Prozess rund um den Missbrauchs-Skandal.
München Der Pater Jürgen R. (44) unterrichtete seit 2001 nicht nur Religion, sondern war im Ettaler Klosterinternat als Präfekt auch für den Tagesablauf der Schüler verantwortlich, sollte bei den Hausaufgaben helfen. Der Geistliche war Vertrauensmann. Doch das Vertrauen der Kinder hat der Pater nach Ansicht der Ermittlungsbehörden ausgenutzt.
Bei Freizeitaktivitäten soll der Klostergeistliche zwei Buben missbraucht haben. Dazu kommen zwei missglückte Missbrauchs-Versuche. Am Donnerstag beginnt der Prozess. Die Kirche hofft, dass damit juristisch ein Ende des Missbrauchs-Skandals erreicht ist, der das Kloster seit fünf Jahren in Atem hält. Bislang gab es zwei Prozesse, die jeweils mit Bewährungsstrafen endeten.
Schon im Jahre 2005 wurde die Internats-Tätigkeit von Jürgen R. wegen einer „Distanzlosigkeit“ beendet, so die Ermittler. Der Geistliche wurde nach Sachsen versetzt. Die angeklagten Vorfälle sollen sich bereits davor abgespielt haben.
Lesen Sie auch: Die Akte Ettal
Der erste angeklagte Fall geht auf das Schuljahr 2001/02 zurück. Jürgen R. habe als damaliger Präfekt einem 13-jährigen Schüler der 8. Klasse in die Boxershorts gegriffen, so die Ermittler. Der Bub hatte sich nach einem Ausflug im Präfektenzimmer ausgeruht und war eingeschlafen. Als er erwachte, war sein Bademantel aufgeschlagen und der Präfekt machte sich an ihm zu schaffen. Wenig später kam es zu einem zweiten gleichgearteten Vorfall mit dem 13-Jährigen.
Ein zweiter Bub wurde im Schuljahr 2004/05 Missbrauchsopfer von Jürgen R.. In 20 Fällen soll der Präfekt, der auch für die Kletterhalle des Klosters verantwortlich war, den Siebtklässler und begeisterten Kletterer damals zu sich auf den Schoß gezogen und am Penis gestreichelt haben.
Bei zwei Buben blieb der Missbrauch im Versuchsstadium stecken: Als Jürgen R. bei einem 12-Jährigen versuchte, diesen zu streicheln, stand dieser auf und verließ das Präfektenzimmer. Ähnlich erging es dem mutmaßlichen Sex-Täter ein Jahr später bei einem anderen Siebtklässler.
Auch der Münchner Anwalt Thomas Pfister hatte 2010 mit dem jetzt angeklagten Pater zu tun. Im Rahmen seiner von der Kirche in Auftrag gegebenen Nachforschungen zu den Missbrauchsfällen im Kloster Ettal sprach Pfister auch mit Jürgen R. über etwaige Missbrauchsfälle. „Er hat damals aber keine Übergriffe zugegeben“, erinnert sich Pfister. Erst danach ermittelten die Behörden die vier Opfer des Paters.
Der Prozess wurde auf sieben Verhandlungstage terminiert. Ein Urteil wird am 26. März erwartet.
- Themen: