Klo-Problem: Es pressiert am Gärtnerplatz

Das Problem: Die Gastro darf ab 22 Uhr niemanden mehr auf die Toilette lassen. Politiker aus dem Rathaus und dem Bezirksausschuss fordern schnelle Lösungen.
von  Emily Engels
Viel los: Ein aktuelles Bild vom Gärtnerplatz. Aufs Klo darf hier nach 22 Uhr allerdings niemand mehr.
Viel los: Ein aktuelles Bild vom Gärtnerplatz. Aufs Klo darf hier nach 22 Uhr allerdings niemand mehr. © kim, AZ-Montage

München - Der Platz ist zugemüllt und es stinkt nach Urin und Erbrochenem: Am Gärtnerplatz gibt's ein riesiges Problem. Immer mehr Menschen halten sich bei den sommerlichen Temperaturen am Gärtnerplatz auf, doch an WCs mangelt es umso mehr. Denn die Gastronomen dürfen ab 22 Uhr nur noch Speisen und Getränke zum Mitnehmen anbieten, die Toiletten dürfen nicht mehr benutzt werden. Öffentliche WCs rund um den Gärtnerplatz gibt es nicht.

Zumindest noch nicht. Denn seit 2016 werden am Gärtnerplatz zumindest saisonal Klos aufgestellt. Diese sollen auch heuer wieder kommen, sagt der neue Chef des Bezirksausschusses (BA) Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt Benoît Blaser (Grüne). Angedacht seien heuer sogar keine gewöhnlichen temporären Toiletten im Dixi-Klo-Stil, sondern Öko-Klos. Hintergrund sei, so Blaser: "Im letzten Jahr hatten wir im Bezirksausschuss massive Beschwerden über den Gestank der Toi-Toi-Toiletten."

Öko-Klo am Gärtnerplatz geplant

Deshalb fordert der BA jetzt das Baureferat auf, eine Ökotoilette an der Bushaltestelle Gärtnerplatz vor dem Gebäude der Stadtwerke aufzustellen. Bei der Öko-Toilette werden Ausscheidungen ohne Wasser und Chemie zu organischem Humus umgesetzt. Eine Version, die deutlich geruchsneutraler sei.

Dennoch sagt Blaser, er sei traurig, dass es noch immer nicht absehbar sei, dass eine feste Toilette an den Gärtnerplatz kommt. "Die fordert der BA seit acht Jahren", sagt er. Er befürworte nach wie vor die Idee der Litfaßsäulen-Toilette. Also eine begehbare Säule, die trotzdem weiterhin als Werbefläche genutzt werden könnte.

Auch sein Parteikollege aus dem Stadtrat, Paul Bickelbacher, würde eine dauerhafte Toilette begrüßen. Eine weitere Möglichkeit, an die Bickelbacher erinnert, ist die "nette Toilette". Ein Konzept, bei dem Händler ihr WC gratis zur Verfügung stellen. Dabei würde jedoch das Problem bleiben, dass Klos in Gastro-Betrieben aktuell ab 22 Uhr wegen Corona nicht mehr benutzt werden können, selbst, wenn diese noch für den To-Go-Betrieb geöffnet sind.

Wird eine dauerhafte Toilette installiert?

SPD-Vize-Fraktionschef Christian Vorländer fordert deshalb "schnelle, unkonventionelle Lösungen". Die könnten auch so aussehen, sagt Vorländer, dass Toiletten in Gastro-Betrieben auch nach 22 Uhr genutzt werden dürften. Vorländer: "Der Gärtnerplatz ist ein total beliebter urbaner Treffpunkt." Heuer, da viele Münchner den Urlaub daheim verbringen, sei er besonders beliebt.

Doch gerade, weil der Gärtnerplatz heuer beliebter sei denn je, müsse man auch überlegen, so Stadtrat Hans Theiss (CSU), ob man Anwohner noch mehr belasten wolle, als das aktuell schon der Fall sei. Theiss zur AZ: "Grundsätzlich ist die CSU für mehr öffentliche Toiletten, hier müssten wir uns die Situation aber noch mal differenziert anschauen."

Auf AZ-Anfrage, ob Klos nicht auch nach 22 Uhr noch genutzt werden könnten, verweist das Kreisverwaltungsreferat (KVR) auf "erhebliche Kapazitätseinschränkungen – etwa wegen des Abstandsgebots und verkürzter Reinigungsintervalle". KVR-Sprecher Johannes Mayer schreibt: "Es liegt zudem im Hausrecht der Betreiber der Gastronomiebetriebe, ob sie Toiletten überhaupt für Nicht-Kunden zur Verfügung stellen."

Für das Verschmutzungs-Problem zumindest ist eine schnellere Lösung in Sicht. Blaser hat das Baureferat Mitte Mai angeschrieben. Der AZ sagt er: "Es wurde mir telefonisch mitgeteilt, dass die Frequenz der Leerung erhöht wird."

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