Klinikchef räumt Datenmanipulation an Münchner Klinik ein
Laut dem "Spiegel" hat der ärztliche Direktor des Klinikums, Reiner Gradinger, vier Fälle von Datenmanipulation eingeräumt: Zum Gesundheitszustand von Leberpatienten sollen falsche Angaben gemacht worden sein.
München - Am Münchner Klinikum rechts der Isar gab es offenbar Verstöße gegen die Richtlinien bei der Vergabe von Spenderorganen. Wie der „Spiegel“ in einem Vorabbericht am Sonntag berichtet, räumte der ärztliche Direktor des Klinikums, Reiner Gradinger, vier Fälle ein, in den Daten von Patienten manipuliert worden seien. Er bezog sich dabei auf eine interne und derzeit noch laufende Untersuchung des Klinikums bei 163 Lebertransplantationen zwischen Januar 2007 und Juli 2012.
Laut einem Vorabbericht des Nachrichtenmagazins „Focus“ geht die bundesweite Prüfkommission zur Organvergabe dem Verdacht auf gravierende Datenmanipulationen an dem Klinikum nach.
Falsche Laborwerte an Eurotransplant gemeldet
Wie Gradinger dem „Spiegel“ sagte, hatten die Münchner Ärzte in zwei Fällen gegenüber der Zuteilungsstelle für Spenderorgane (Eurotransplant) fälscherlicherweise angegeben, die Patienten seien zusätzlich zu ihrer Lebererkrankung auch noch dialysepflichtig. Dadurch erschienen diese kränker, als sie tatsächlich waren – und rutschten auf der Warteliste ganz nach oben.
Bei den anderen zwei Fällen seien laut Gradinger „Laborwerte zu hinterfragen“. Demnach meldeten die Münchner auffallend hohe Laborwerte an Eurotransplant, sodass ihre Patienten bei der Organvergabe bevorzugt wurden.
Laut einem Vorabbericht des Nachrichtenmagazins „Focus“ geht auch die bundesweite Prüfkommission bereits dem Verdacht auf gravierende Datenmanipulationen am Klinikum rechts der Isar nach. Bundesärztekammerpräsident Frank Ulrich Montgomery sagte dem Magazin, dass es dabei um „falsche Laborwerte“ und um Patienten ginge, „die aufgrund ihrer fortgeschrittenen Tumorleiden nicht mehr hätten transplantiert werden dürfen“.
Am Donnerstag hatte die Klinik nach einer internen Überprüfung aller 163 Lebertransplantationen Auffälligkeiten bei neun Fällen eingeräumt. Sie hatte als Reaktion auf die Organspenden-Skandale in Göttingen und Regensburg am 6. August eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe mit der Überprüfung der Lebertransplantationen seit 2007 beauftragt.
Um die entdeckten Auffälligkeiten zu klären, leitete die Klinik ihre Informationen an die Bundesärztekammer sowie an die Staatsanwaltschaft zur Prüfung weiter. Eine Kliniksprecherin hatte am Samstag noch gesagt, dass es nach dem bisherigen Stand der internen Überprüfungen „keine Hinweise auf vorsätzliche Manipulationen“ gab.
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