Kletterunfall:DAV gegen Kontrollen
Knapp eine Woche nach dem tragischen Unfall der Schülerin Sandra B. in der Kletterhalle Heavens Gate sieht der Deutsche Alpenverein (DAV) keinen Änderungsbedarf beim Thema Sicherheit in Kletterhallen.
MÜNCHEN DAV-Hauptgeschäftsführer Thomas Urban betonte: Die Kletterhallen des DAV, in denen deutschlandweit rund 500000 Menschen klettern, sind sicher.
Damit meint Urban vor allem das Material. Die DAV-Hallen würden regelmäßig untersucht und gewartet. Alle Wände entsprächen geltenden EU-Normen. „Das war auch im Heavens Gate, die keine DAV-Halle ist, der Fall.“ Auch Seile, Karabiner und Haken würden allen EU- und DIN-Normen entsprechen.
Das Material ist bei Kletterunfällen sehr selten die Ursache. Laut Christian Semmel, DAV-Sicherheitsexperte, sind „99,5 Prozent der Unfälle auf menschliches Versagen zurückzuführen.“ Auch die kleine Sandra starb, weil ihr Aufpasser den Knoten an ihrem Klettergurt falsch band.
Der DAV will die Sicherheitsmaßnahmen in seinen Kletterhallen dennoch nicht verbessern. Kontrollen von Minderjährigen durch Hallenmitarbeiter lehnt Thomas Urban ab. Dafür sei der Erziehungsberechtigte verantwortlich. „Grundsätzlich trägt jeder selbst Verantwortung für sein Tun“, sagt Urban.
Der DAV stellt zwar Kletterscheine aus. Man bekommt sie nach einem Crash-Kurs für 50 bis 100 Euro. In einigen Hallen ist er umsonst. Der Schein ersetzt zwar keinen richtigen Kurs – Thomas Urban gibt aber zu, dass Scheinbesitzer statistisch gesehen weniger Fehler machen.
Den Schein als Voraussetzung für einen Kletterhallenbesuch will der DAV aber nicht einführen – obwohl das „theoretisch möglich“ wäre. „Aber das wäre ein zu großer Eingriff in die Privatsphäre der Kunden“, so Urban. tg
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