Klamotten-Bande festgenommen

Über ein Jahr lang trieben zehn Angestellte eines Einkaufszentrums in Riem ihr Unwesen. Sie stahlen für Freunde. Der Schaden geht in die Hunderttausende.
München - Zwei junge Frauen und acht junge Männer, die bei H&M in den Riem-Arkaden beschäftigt waren, haben ihren Arbeitgeber systematisch und lange Zeit unbemerkt bestohlen. Ein Jahr lang gingen täglich Waren im Wert von 500 bis 600 Euro über die Ladentheke, die die Angestellten nicht ordentlich abkassierten. Die Artikel wurden für Freunde und Bekannte eingepackt. Noch hat die Kripo den Gesamtschaden nicht ermittelt, hochgerechnet dürfte er etwa 160.000 Euro betragen.
Die Methode war so einfach wie dreist: Alle zehn verdächtigen Mitarbeiter arbeiteten an der Kasse. Wenn ihre Freunde und Bekannten kamen, scannten sie - wie bei anderen Kunden auch – zuerst alle T-Shirts, Hosen, Blusen, Jacken, Schuhe und was ihre Bekannten noch ausgesucht hatten, ein. Dabei entfernten sie auch die Diebstahl-Sicherungen. Doch ganz am Schluss drückten die Angestellten die Storno-Taste. Schließlich kassierten sie nur den billigsten Artikel, meist ein Accessoire wie eine Haarspange oder ein Modeschmuckteil. Damit der geringe Betrag anderen Kunden und Mitarbeitern nicht auffiel, zahlten die Eingeweihten meist mit Karte. Als Gegenleistung bekamen die H&M-Mitarbeiter Geld und Gefälligkeiten: der eine durfte sich mal ein neues Auto ausleihen, der andere ein Handy.
Fast genau ein Jahr blieb das Treiben der 19- bis 24-Jährigen unentdeckt. Erst bei einer Inventur fiel die große Differenz auf. H&M ermittelte zunächst intern, dann schaltete das Unternehmen die Polizei ein. Nachdem ein Kassierer auf frischer Tat erwischt worden war, durchsuchte die Kripo am 1. März alle elf Wohnungen der Verdächtigen. Acht Mitarbeiter wurden am Arbeitsplatz festgenommen, zwei weitere und eine Freundin in ihren Wohnungen. Inzwischen sind alle wieder auf freiem Fuß.
Nach dem Besuch der Polizei ging der Geschäftsbetrieb bei H&M in Riem normal weiter: Die Filiale eröffnete ganz regulär. Fast 60 Angestellte arbeiten dort im Schichtdienst.