Kirchentag: „Immer ein riesiger Spaß“
MÜNCHEN - Die ersten Choräle erschallen in der Theatinerstraße. Hoher Besuch wird erwartet auf dem Kirchetag. Wie sich Helfer und Münchner auf das Großereignis mit 400000 Besuchern einstellen
Fliegen am Freitag faule Eier auf Bundeskanzlerin Angela Merkel, dann haben Monika und Elena einen schlechten Job gemacht. Die beiden Schülerinnen sind freiwillige Helfer beim Kirchentag und auch für die Sicherheit der Bundeskanzlerin zuständig. Wenn die am Freitag in München weilt, sind die 19-Jährigen stets in ihrer Nähe, mit aufgespannten Regenschirmen. „Falls jemand Gemüse wirft“, grinst Elena.
Dabei dürfte der Kanzlerin ein freundlicher Empfang gewiss sein, die Kirchentags-Besucher gelten ja eher nicht als Problempublikum. Am Mittwoch werden die ersten der erwarteten 400000Gläubigen anreisen. Um die werden sich 6000 freiwillige Helfer kümmern, man erkennt sie an ihrem blau-weißen Halstuch. Auch Elena und Monika aus dem baden–württembergischen Bad Säckingen tragen es. Sie freuen sich auf „viele interessante Leute“ und wollen neue Freundschaften knüpfen.
Das Großereignis der Gläubigen ist für sie vor allem das: ein kaum überschaubares und spannendes Event. Um dabei sein zu können, nehmen sie auch Blasen an den Händen in Kauf. Die haben sie sich zugezogen, als sie hunderte Pappkartons zu Würfeln gefaltet haben, dem traditionellen Sitzmöbel des Kirchentags.
„Ich bin eigentlich gar nicht so gläubig“, kichert Elena. Und auch Monika freut sich am meisten auf die Feiern mit anderen jungen Helfern abends in der Bayernkaserne, wo sie untergebracht sind. Tagsüber herrscht zwar Alkoholverbot, abends kann man aber eine Ausnahme machen. „Das“, sagt Monika, „ist immer ein riesiger Spaß.“
Während die Schülerinnen den Tag vor dem Ansturm der Gläubigen zum Shoppen nutzen, schaut Miriam Mertel ehrfürchtig auf das riesige goldene Kreuz auf der Bühne am Odeonsplatz, unter dem ein Chor seine Probe abhält. Die Sonne strahlt und mehrstimmig schallen Choräle durch die Theatinerstraße. „Der Gesang ist schön, aber normalerweise mag ich solche Massenveranstaltungen ja nicht so sehr“, sagt die ältere Dame und fragt mit Blick auf die Fernsehkameras, die über die Bühne fahren, sorgenvoll: „Ob so einen Trubel mein Herz überhaupt aushält?“
Dabei wollen die Organisatoren im Prinzip ja genau dieses treffen, mit rund 3000 Veranstaltungen in der ganzen Stadt, bis zum Sonntag, dann endet der Kirchentag.
Die Erinnerung an das Mega-Event wird Torsten Flader dann in den Beinen spüren. Der Chef der Fahrradkuriere muss Wurstsemmel, Feuerlöscher und anderes Unverzichtbares durch die Stadt kutschieren. Der 31-jährige Student sagt: „Es ist toll, mitzuhelfen. Auch wenn es einige wirklich blöde Jobs gibt.“
Reinhard Keck
- Themen:
- Bayernkaserne
- Odeonsplatz