Kinderschänder vor Gericht

Eine Anklageschrift als Protokoll des Grauens: Michael C. (30) soll ein Mädchen immer wieder missbraucht haben. Von seinen Taten hat er Bilder gemacht.
Julian Galinski |
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Michael C. (30) soll das Mädchen immer wieder missbraucht haben – sogar in der Wohnung ihrer Eltern. Von seinen Taten hat er Bilder gemacht. Jetzt steht der Weilheimer vor Gericht

Weilheim - Vier Wünsche hat Michael C. (Name geändert, 30) in seinem Leben – das schreibt er in seinem Profil in einer Internet-Community: „Familie gründen, Haus bauen, die Welt bereisen und mit 40 in Rente gehen”. Keine ungewöhnlichen Wünsche für einen jungen Mann. In seine Galerie hat er das kitschige Bild eines Yin-und-Yang-Symbols geklebt, mit dem Hinweis „findet eure Mitte”.

Ein belanglos wirkendes Internetprofil. Doch hinter ihm verbirgt sich wahrscheinlich einer von Bayerns schlimmsten Kinderschändern: Ein Jahr lang, von September 2009 bis September 2010, soll Michael C. die damals siebenjährige Julia M. schwer missbraucht haben. Wieder und wieder.

Ab Dienstag muss sich C. dafür vor dem Landgericht verantworten. Die Anklageschrift ist ein Protokoll des Grauens: Fünf Fälle von schwerem sexuellen Missbrauch werden ihm vorgeworfen, zwei davon mit vorsätzlicher Körperverletzung. Außerdem zwölf Fälle von sexuellem Missbrauch, zweimal mit Körperverletzung, dazu Verbreitung und Besitz von Kinderpornografie.

Zum ersten Übergriff kommt es in einer Nacht im September 2009: Der damals 28-jährige Produktionshelfer Michael C. gibt den Babysitter für Julias Eltern, Peter und Katharina M., er passt über Nacht auf die zu diesem Zeitpunkt Siebenjährige auf. Sie schläft bei ihm im Bett, als er sie zum ersten Mal anfasst. Julia sagt, dass sie das nicht möchte. Michael C. missbraucht das Mädchen trotzdem. Am nächsten Morgen zwingt er sie, pornografische Filme anzusehen und hat erneut gegen Julias Willen sexuellen Verkehr mit ihr.

Einige Wochen später besuchen Julias Vater und Mutter einen Elternabend. Michael C. passt wieder auf das Mädchen auf. Er steigt in ihr Hochbett, zieht sie aus und missbraucht sie erneut. Dann macht er pornografische Fotos von Julia.

In den nächsten Monaten vergeht er sich regelmäßig an dem Mädchen. Einmal sehen Peter M., Michael C. und Julia zusammen fern. Unter einem großen Kissen versteckt, greift C. Julia unter die Kleidung. Mehrmals zwingt er das Mädchen, so lange aufzubleiben, bis ihr Vater eingeschlafen ist, um sie daraufhin auszuziehen und zu missbrauchen.

Es kommt zu weiteren schweren Übergriffen, als Julias Eltern das Haus verlassen haben und Michael C. sie mit in das Bad der Familie nimmt. Das Leiden des Mädchens dauert bis zum 25. September 2010, als er sie bei einem Fernsehabend zum letzten Mal unter einer Decke berührt.

Wenig später ist die Polizei auf C. aufmerksam geworden. Sie durchsucht am 6. Oktober seine Wohnung und findet Kinderpornos. Am 7. Oktober 2010 wird Michael C. festgenommen. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.

Ihn erwartet eine Freiheitsstrafe von mindestens zwei Jahren, aufgrund von Schwere und Häufigkeit der Vergehen wird sie wohl höher ausfallen.

Auf seinem Internetprofil zeigt Michael C. immer noch ein Bild, auf dem Peter M., Julias Vater, den Arm um ihn legt: „Wir stehen und fallen zusammen”, hat C. dazu geschrieben. Die Freundschaft, nicht nur online, hat ihm Peter M. längst gekündigt. 

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