Kinderschänder Shanti: "Ich habe Kinder sehr lieb"
MÜNCHEN - 314-mal soll er sechs Kinder vergewaltigt haben: Am Mittwoch begann der Prozess gegen Oliver Shanti. Mit Mundschutz, Gummimantel und in einem Glaskasten saß der Guru im Gerichtssaal. Er beteuert seine Unschuld.
Vor dem Münchner Landgericht hat am Mittwoch der Prozess gegen den mutmaßlichen Kinderschänder Oliver Shanti begonnen. Wegen besonders strenger Sicherheitskontrollen wurde die Verhandlung gegen den 60-Jährigen wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in 314 Fällen mit etwa halbstündiger Verspätung eröffnet.
Der Angeklagte musste in einem Glaskasten sitzen sowie einen weißen Schutzanzug und Mundschutz tragen, da er an einem übertragbaren MRSA-Keim leidet. Dieser kann verschiedene, teils lebensbedrohliche Krankheiten auslösen und ist wegen seiner Resistenz gegen Antibiotika gefährlich. Der Mann mit dem Künstlernamen Shanti leidet außerdem an Lymphdrüsenkrebs. Statt 180 Kilo wiegt er nur noch 80 Kilo.
Der Esoterik-Musiker, der nach seinen Angaben mit seinem Verlag sehr erfolgreich war, soll sich von 1985 bis 1998 an zwei Mädchen und vier Jungen vergangen haben. Die Kinder lebten laut Ermittlern in der Sekte des Gurus. "Ich bin kein Guru oder Sektenführer", ließ er gestern von seinem Verteidiger vorlesen. Es habe sich um die "Shanti-Familie" gehandelt, ähnlich der Kelly-Family. Er hatte sich mit der Gemeinschaft Mitte der 80er-Jahre in Portugal niedergelassen. Erst 2002 hatten sich zwei Opfer an Rechtsanwlältin Ricarda Lang, die die Nebenkläger vertritt, und die Polizei gewandt. Seither fahndete das Bundeskriminalamt nach ihm. Im Juni 2008 war er in Lissabon gefasst worden.
"Ich habe Kinder sehr lieb"
Die Vorwürfe gegen ihn wies Shanti im Gericht zurück: "Ich habe keine Kinder missbraucht, ich habe Kinder sehr lieb." Er sprach von einem Komplott der Eltern aus seiner "Shanti-Familie". Die anderen hätten dieses aus "Neid und Missgunst" angezettelt, um ihm sein Geld abzunehmen. Denn 2001 sei es zum Bruch mit den Eltern der zwei betroffenen Buben und Mädchen gekommen.
Offen bekannte sich der 60-jährige gebürtige Hamburger zu seiner Homosexualtiät. Er habe Verhältnisse zu jungen Männern im Alter von 17 bis 20 Jahren gepflegt. Allerdings habe er auch eine Zweck-Ehe eingegangen, damit der "Besitz in der Familie bleibt". Und "weil der kleine David mich als Papa haben wollte". Dieses Kind gehört nicht zu den sechs Opfern, die er in München und Portugal missbraucht haben soll.
Für den Prozess sind acht Verhandlungstage angesetzt. John Schneider