Kinder-Klinik kämpft gegen Killer-Bakterien

Jeden Monat erkrankt in München ein Kind an Meningokokken C. „Wird die Krankheit nicht oder zu spät behandelt, kann es zum Versagen von Lunge, Niere und Herz kommen. Durchblutungsstörungen schädigen zudem Haut, Hände und Füße – bis hin zur Amputation“. Jetzt hilft eine Impfung.
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Meningokokken unterm Mikroskop. Sie leben hauptsächlich im Nasen-Rachenraum.
az Meningokokken unterm Mikroskop. Sie leben hauptsächlich im Nasen-Rachenraum.

Jeden Monat erkrankt in München ein Kind an Meningokokken C. „Wird die Krankheit nicht oder zu spät behandelt, kann es zum Versagen von Lunge, Niere und Herz kommen. Durchblutungsstörungen schädigen zudem Haut, Hände und Füße – bis hin zur Amputation“. Jetzt hilft eine Impfung.

MÜNCHEN Als seine Eltern ihn ins Bett brachten, war Fabian S. (Name geändert) nur fiebrig. „Ein Infekt“, dachte die Mutter. Als sie wenig später nach dem Zweijährigen sah, stöhnte er in seinem Bettchen, an seinem Körper waren Hautblutungen entstanden. Die Familie reagierte schnell, brachte Fabian ins Haunersche Kinderspital – gerade noch rechtzeitig.

Fabian hatte eine der gefürchtetsten Kinderkrankheiten überhaupt aufgeschnappt: Meningokokken C. „Wird die Krankheit nicht oder zu spät behandelt, kann es zum Versagen von Lunge, Niere und Herz kommen. Durchblutungsstörungen schädigen zudem Haut, Hände und Füße – bis hin zur Amputation“, erklärt Prof. Thomas Nicolai, Oberarzt im Haunerschen Kinderspital. Eine weitere Verlaufsform sei die Hirnhautentzündung, die schwere geistige Schäden hinterlassen könne.

„Oft kommen Kinder mit derartigen Infektionen innerhalb von Stunden in einen lebensbedrohlichen Zustand“, sagt Kinderarzt Dr. Heinz Reiniger. Die Rate der Todesfälle liege bei zehn bis 20 Prozent, die der Ausheilung mit Schäden bei 50.

Dabei müsste es gar nicht so weit kommen. Denn es gibt eine Impfung gegen Meningokokken C, deren Kosten seit kurzem die Krankenkassen übernehmen – zumindest für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre. „Das Problem ist nur: Das interessiert keinen“, sagte Dr. Nikolaus Frühwein von der Gesellschaft für Immun-, Tropenmedizin und Impfwesen gestern bei einer Pressekonferenz, wo auf die Risiken der Krankheit hingewiesen wurde.

Bayern habe, so Frühwein, die schlechtesten Durchimpfungsraten in ganz Deutschland. Nur zehn bis 15 Prozent der Ein- bis 18-Jährigen – Kleinkinder und Teenager sind wegen ihrer engen sozialen Kontakte am häufigsten betroffen – seien geimpft. 52 Fälle von Meningokokken traten 2007 im Freistaat auf. „In München ist es im Durchschnitt ein Kind pro Monat, das erkrankt“, sagt Dr. Christian Groffik, Medizinaloberrat beim Referat für Gesundheit und Umwelt. Er weiß das genau, denn jeder einzelne Fall muss gemeldet werden. Dann tritt ein Notfallplan in Kraft: „Wir ermitteln alle Kontaktpersonen“, erklärt Groffik. Der Grund: Die krankheitsauslösenden Bakterien, die im Nasen-Rachenraum angesiedelt sind, werden durch Tröpfcheninfektion übertragen. Alle Kontaktpersonen des Erkrankten müssen Antibiotika nehmen. „Für die Familien bedeutet das ein Maximum an Unruhe und Besorgnis“, so Groffik.

Dr. Ursula Lindlbauer-Eisenach, Mitglied der Ständigen Impfkommission, fordert deshalb, alle Kinder ab dem zweiten Lebensjahr zu impfen – das kann jeder Arzt tun. „Nur so können wir Infekt-Ketten unterbrechen!“

Daniela Transiskus

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