Kellner schnappen brutalen Räuber

Das Juweliergeschäft Strickler in Grünwald wird bereits zum zweiten Mal überfallen. Zwei mutige Männer vom „Eboli“ nebenan können den Täter jedoch überwältigen.  
Jasmin Menrad |
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Die 80-jährige Irmingard Strickler vor ihrem Juweliergeschäft. Sie ist mit dem Schrecken und ein paar blauen Flecken davon gekommen.
Bernd Wackerbauer Die 80-jährige Irmingard Strickler vor ihrem Juweliergeschäft. Sie ist mit dem Schrecken und ein paar blauen Flecken davon gekommen.

Das Juweliergeschäft Strickler in Grünwald wird bereits zum zweiten Mal überfallen. Zwei mutige Männer vom „Eboli“ nebenan können den Täter jedoch überwältigen

GRÜNWALD „Wenn eine Signora in Not ist, dann musst du helfen“, sagt der 41-jährige Andrea. Und die 80-jährige Signora von gegenüber war am Donnerstagmittag in arger Not. Andrea arbeitet im Restaurant Eboli in Grünwald. Direkt gegenüber haben die Stricklers seit 30 Jahren ihr Juweliergeschäft.

Als Andrea am Donnerstag kurz vor 12 Uhr die Tische auf der Terrasse eindeckt, hört er plötzlich Schreie. Als er hochblickt, sieht er durch die große Schaufensterscheibe des Juweliers einen jungen Mann im Geschäft. Der Unbekannte rennt herum, Frau Strickler schreit und geht plötzlich zu Boden. Innerhalb von Sekunden reagiert der Familienvater, rennt zur bedrängten Signora und brüllt seinen Kollegen Toni herbei.

Keine Sekunde denkt er nach. „Wenn du anfängst zu denken, dann reagierst du nicht. Dann überlegst du dir, ob der Kerl womöglich bewaffnet ist“, sagt Andrea. Er erreicht den Juwelier, als der Räuber das Geschäft verlässt, geht ihm an die Gurgel und schmeißt ihn zu Boden. „Ruf die Polizei“, schreit er dabei. Sein Kollege Toni dreht dem Mann die Hände auf den Rücken und hält ihn mit den Knien unten.

Im Dezember 2008 wurden die Strickers schon mal in ihrem kleinen Geschäft überfallen. Drei Männer mit Mickey- Maus-Mützen hatten den Laden gestürmt und den damals 87-jährigen Mann von Irmingard Strickler mit einem Elektroschocker außer Gefecht gesetzt. Zwei mutige Nachbarinnen vom benachbarten Reisebüro verjagten die Räuber. Die Täter wurden nie gefunden.

Doch diesmal hatte der Räuber keine Chance, auch wenn es kurz schlecht aussah für Irmingard Strickler. Ihr Sohn Bernhard war wie immer kurz vor der Mittagspause los, um Kaffee und süße Stückchen zu holen. Kaum ist der Sohn draußen, betritt ein junger Mann den Juwelier. Er wirkt abgehetzt, aber nicht unsympathisch. „Sie müssen mir Geld geben. Ich werde verfolgt. Wenn Sie mir kein Geld geben, dann sind die gleich hier. Und sie haben Maschinengewehre“, sagt er zu der Seniorin. Der ist gleich klar, dass an der Geschichte was faul ist.

Und ohne Angst vor Maschinengewehren und weiteren Verrückten, die ihren Laden stürmen, will sie Zeit schinden. Denn der Sohn müsste gleich zurück sein. Als sie dem jungen Mann mit den blonden Haaren kein Geld geben will, wird er aggressiv. „Da hab ich gesagt ,Bittschee, verlassen Sie mein Geschäft’, und wollte die Tür öffnen“, sagt Strickler. Doch der Räuber stellt sich vor die Tür und stößt sie in eine Ecke. „Geld, Geld“ murmelt er vor sich hin. Dann durchsucht er das Hinterzimmer. Strickler stellt sich ihm erneut in den Weg. „Ich sag's Ihnen jetzt zum dritten Mal, ich hab kein Geld“, sagt sie. Und schreit um Hilfe. Dem Täter wird die Situation wohl zu heikel, und der Tresor ist versperrt. Er stößt die Juwelierin um und flieht. Und kommt nicht weiter als zur Tür.

Als Bernhard Strickler mit dem Kaffee zurück kommt, führt die Polizei den 21-jährigen Täter gerade ab. Der Mann kommt aus Niedersachsen, bisher ist unklar, wie er dazu kommt, die Stricklers in Grünwald zu überfallen. Als die Polizei einen Schlagstock, Tränengas und Handschellen bei ihm sicherstellt, müssen die couragierten Italiener doch kurz schlucken. Doch in ihrem Ristorante warten die Gäste. Und die Stricklers holen sich gegen halb zwei einen neuen Kaffee. Der alte ist nach dem Räuber-Schock kalt geworden.

 

 

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