"Keine Schnellschüsse": Was wird aus der Olympiahalle?

Die Stadt will eine neue Arena für 30.000 Zuschauer bauen. Für die Olympiahalle denkt man deshalb über neue Konzepte nach - mehr Sport, weniger Musik.
von  Christina Hertel
In die Olympiahalle sind in den vergangenen zehn Jahren 120 Millionen Euro gesteckt worden.
In die Olympiahalle sind in den vergangenen zehn Jahren 120 Millionen Euro gesteckt worden. © Sigi Müller

München - Über zehn Jahre lang ist die Olympiahalle saniert worden. 120 Millionen Euro hat das gekostet. Es gibt jetzt neue Klimaanlagen, eine neue Beleuchtung, eine neue Hallendecke. Trotzdem muss die Stadt Angst haben, dass die großen Stars in Zukunft dort nicht mehr auf der Bühne stehen.

Prognose: Die großen Künstler werden München in Zukunft meiden

Investoren aus Freising wollen im Großraum München eine neue, moderne Halle für 20.000 Zuschauer bauen. Den Beleg, dass es dafür einen Bedarf gibt, lieferte eine Studie, die der AZ vorliegt.

Die Verfasser gehen davon aus, dass die 50 Jahre alte Olympiahalle - trotz der aufwendigen Sanierung - nicht mehr mit modernen Veranstaltungsstätten mithalten kann. Ihre Prognose: Die großen Künstler werden München in Zukunft meiden.

Der beste Ort für eine neue Konzerthalle liegt aus Sicht der Investoren auf dem Flughafengelände. Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) fürchtet allerdings, dass der Stadt dann Touristen und damit Einnahmen verlorengehen.

Olympiapark-Minus liegt 2021 voraussichtlich bei vier Millionen Euro

Sein Vorschlag: Die neue Halle für bis zu 30.000 Personen sollte im Olympiapark entstehen - und zwar dort, wo sich die alte Eissporthalle befindet. Bauen sollte diese aus Baumgärtners Sicht ein Investor.

Doch was wird dann aus der Olympiahalle? Diese Frage treibt auch Marion Schöne, die Geschäftsführerin des Olympiaparks um. Denn nach Corona steckt der Olympiapark in den roten Zahlen: 2020 machte der Park laut Schöne einen Verlust von 6,9 Millionen Euro. Das habe der Park mit seinen Rücklagen noch ausgleichen können. 2021 klappt das nicht mehr ganz: Das Minus liegt voraussichtlich bei vier Millionen Euro. Und die Reserven seien aufgebraucht, sagt Schöne.

Marion Schöne: "Wir dürfen jetzt keine Schnellschüsse machen"

Der Olympiapark ist deshalb auf die Einnahmen der großen Konzerte angewiesen. Diese machen laut der Olympiapark-Chefin mehr als ein Drittel des Umsatzes aus. "Es würde uns hart treffen, wenn wir die nicht mehr hätten", sagt Schöne. Sie fordert: "Man sollte gemeinsam überlegen, wie eine neue, große Konzerthalle in das Konzept des Olympiaparks passt. Wir dürfen jetzt keine Schnellschüsse machen."

Eine fundierte Machbarkeitsstudie sei nötig. Gleichzeitig wird die Zeit knapp. Noch im November soll sich entscheiden, ob der Investor auf dem Flughafengelände bauen darf. Auch andere Investoren lauern: Schon heute bekomme sie viele Anrufe von anderen Investoren, die weltweit große Konzerthallen errichten und die nun gerne im Olympiapark bauen würden.

Marion Schöne, Geschäftsführerin der Olympiapark München GmbH. (Archivbild)
Marion Schöne, Geschäftsführerin der Olympiapark München GmbH. (Archivbild) © imago images/STL

Marion Schöne: "Vielleicht müssen wir uns neu ausrichten"

Für die Olympiahalle müsste sich die Stadt dann ein neues Konzept überlegen. Große Musicals wie "König der Löwen" kann sich Schöne dort nicht vorstellen. Dafür gebe es schließlich das Deutsche Theater und dem wolle sie keine Konkurrenz machen, sagt sie. Für Basketball und Eishockey baut Red Bull gerade dort, wo sich früher das Olympia-Radstadion befand, eine neue Arena für 12.500 Besucher. 2023 soll sie fertig sein.

Und was bleibt für die Olympiahalle übrig? "Vielleicht müssen wir uns neu ausrichten und zurück zu den Wurzeln gehen", sagt Schöne. Schöne könnte sich vorstellen, dass dort ein sogenannter "Sporthub" entsteht, wo es um alle Themen rund um den Sport geht, wie zum Beispiel Leistungsdiagnostik. Schöne warnt: "Aus dem Ärmel lässt sich das aber nicht schütteln und bringt kaum Einnahmen."

Die Stadt hätte allerdings längst damit beginnen können, an neuen Konzepten zu feilen: Die Freisinger Investoren planen seit zwei Jahren an einer Konzerthalle. Die Stadt ignorierte das bis vor kurzem. Stattdessen konzentrierte sie sich auf eigene Pläne.

Laut Schöne ließ der Olympiapark 2019 eine Machbarkeitsstudie für eine Multifunktionshalle im Olympiapark ausarbeiten. Allerdings sollte die nur für 6.000 Zuschauer für Sport, Konzerte, kleinere Kongresse und Ausstellungen ausgelegt sein. Für die großen Konzerte sollten Besucher weiterhin in die Olympiahalle kommen - zumindest war das damals die Idee.

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