Keine Pfleger mehr! Seniorenheim in München muss schließen

München - Als Christian Dobmeier, der Vizevorsitzende des St.-Josefsvereins in Haidhausen, am Mittwochmorgen die Mitarbeiter aus der Pflege, Küche, Verwaltung und der Haustechnik zusammenruft, ahnen sie schon, dass es keine guten Nachrichten geben wird. Aber dass es so schlimm kommt, nimmt ihnen dann doch den Atem. "Es geht nicht mehr", sagt er. Es sei endgültig kein Pflegepersonal mehr zu bekommen. Vorstand und Heimleitung hätten deshalb die schwere Entscheidung getroffen, das Alten- und Pflegeheim zu schließen. Und zwar schon bald nach Weihnachten, zum 29. Februar.

Zeitarbeitsfirma kann kein Personal schicken – es ist keins mehr da
Für das St.-Josefsheim ist das ein Donnerschlag. Seit fast 100 Jahren schon kümmert sich der kirchliche St.-Josefsverein um die Pflege älterer Menschen im Viertel, auch mit Hilfe von Ordensschwestern, die selbst teils über 80 Jahre alt sind. Rund 100 hochbetagte Männer und Frauen hat das Pflegeheim an der Preysingstraße 21 noch im vergangenen Frühling auf acht Stationen versorgt. Dann musste es, mangels Pflegepersonal, schon drei Stationen im Altbau schließen und die Betten auf 60 reduzieren.
Weil viele eigene Pflegekräfte durch längere Krankheiten ausfielen, deckte man die Lücke erst noch mit teuren Zeitarbeitskräften. Aber nun habe auch die Zeitarbeitsfirma signalisiert, dass sie kein Personal mehr schicken könne - es sei einfach keines mehr da. "Wir bräuchten nach dem Personalschlüssel der Heimaufsicht 30 Vollzeitpflegekräfte und Pflegehelfer", erklärt St.-Josefsheim-Geschäftsführer Thomas Brecht auf AZ-Nachfrage, "davon fehlen uns zehn." Dazu kommt, dass die Räumlichkeiten für die Pflege renoviert werden müssten, teilt der Verein mit. Das seien hohe Investitionen in näherer Zukunft, die man in der Gemengelage nicht tragen könne.
"Das ist ein Drama, herzzerreißend, ganz furchtbar"
Für die jetzt noch verbliebenen 55 hochaltrigen Menschen im Pflegeheim (viele davon sind von Demenz betroffen) heißt das, das sie nicht länger bleiben können, sondern mit 85 oder über 90 Jahren nochmal umziehen müssen, in eine völlig neue Umgebung. "Das ist ein Drama, herzzerreißend, ganz furchtbar", sagt Thomas Hoffmann, der Altenpflege-Geschäftsführer im Verein. Auch für die noch vorhandenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Pflege, der Verwaltung oder der Haustechnik sei die Schließung ein fürchterlicher Schlag. "Viele sind ja schon seit über 30 Jahren bei uns", erzählt Vereinsvize Christian Dobmeier. "Eine unserer Pflegerinnen macht seit 31 Jahren Nachtdienste. Wir sind ja ein Zuhause für diese Mitarbeiter, dieser Heimatverlust, diese Machtlosigkeit - das ist entsetzlich für alle."
Was aus den Ordensfrauen der Niederbronner Schwestern wird, den guten Seelen des Hauses, die seit Jahrzehnten an der Pforte, in der Betreuung und als Ansprechpartnerinnen für alle Sorgen da sind, ist ungeklärt. Die Entscheidung über sie wird ihr Orden treffen.
Immerhin für die 55 Pflegeheimbewohner tut sich eine Lösung auf. Die Caritas habe das Angebot gemacht, sie in eigene Pflegeheime in München aufzunehmen, sagt Thomas Hoffmann. Im besten Fall soll das so laufen, dass auch die verbliebenen Mitarbeiter aus dem St.-Josefsheim an die neuen Standorte mitgehen. So blieben zumindest die engen Bezugspersonen für die Bewohner erhalten. Man wird sehen, wie das ausgeht.