Kein Helfer in der Not? Rettungswägen brauchen immer länger

Aktuelle Daten zeigen: Sankas können die Zeit bis zum Notfallort seltener einhalten. Eine Gefahr für Patienten? Die AZ erklärt die Lage.
Niclas Vaccalluzzo
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Ein Rettungswagen im Einsatz. Um am Unfallort zu sein, haben Rettungskräfte etwa zwölf Minuten Zeit.
Ein Rettungswagen im Einsatz. Um am Unfallort zu sein, haben Rettungskräfte etwa zwölf Minuten Zeit. © imago images/MiS

München - Wer den Notruf wählt, ist darauf angewiesen, schnell Hilfe zu bekommen. Doch bis der Sanka kommt, dauert es immer länger - das zeigen aktuelle Daten. Die Einhaltung der sogenannten Hilfsfrist habe sich 2021 verschlechtert, geht aus dem aktuellen bayerischen Rettungsdienstbericht 2022 hervor. Die Hilfsfrist bezeichnet die Zeit, in der ein Rettungsfahrzeug den Einsatzort im Notfall erreichen sollte - in Bayern sind das zwölf Minuten.

"Diese Daten sind zwar richtig, die Einordnung ist jedoch falsch"

Laut Bericht wurde diese Grenze 2021 nur noch in 87 Prozent der Fälle eingehalten. Bis 2018 waren es noch mindestens 90 Prozent. "Diese Daten sind zwar richtig, die Einordnung ist jedoch falsch", sagte Sohrab Taheri-Sohi, Sprecher beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK), der AZ - in Bezug auf Berichte, die suggerieren, Notfallpatienten würden nicht schnell genug versorgt werden können. Das BRK ist für rund 80 Prozent des Rettungsdienstes im Freistaat verantwortlich.

Notfallversorgung nicht in Gefahr

Besteht tatsächlich Grund zur Sorge, ist die Notfallversorgung in Gefahr? Taheri-Sohi sagt: Nein, denn die Statistik zeigt nicht das gesamte Bild. Die Hilfsfrist sei alleine nicht geeignet zu messen, wie schnell geholfen wird. "Grundsätzlich muss kein Mensch in Bayern lange auf Hilfe warten", so Taheri-Sohi. Für das Erreichen der Hilfsfrist werden - je nach Einsatz - nur der Rettungswagen oder der Notarzt berücksichtigt, alle anderen Einsatzmittel aber nicht.

Die schnellmögliche Versorgung garantieren

Es kann also vorkommen, dass ein Rettungswagen woanders gebraucht wird oder zu weit entfernt ist und die Frist von zwölf Minuten nicht einhalten kann. Aber: Ein Krankentransportwagen oder sogenannte Helfer-vor-Ort-Einheiten können dem BRK-Sprecher zufolge bereits nach wenigen Minuten da sein, um eine Erstversorgung sicherzustellen. "Bei einem Notfall werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um eine schnellstmögliche Versorgung zu garantieren."

Ehrenamtliche Helfer: "top ausgebildetes Fachpersonal"

Die ehrenamtlichen Helfer vor Ort kommen etwa in jenen seltenen Fällen zum Einsatz, in denen mehrere Rettungswagen, auch aus Nachbargemeinden, ausgelastet sind. Oft werden die Ehrenamtlichen aber auch parallel zu den öffentlichen Rettungsdiensten eingesetzt. Bei diesen Helfern handle es sich um "top ausgebildetes Fachpersonal", so Taheri-Sohi. In vielen kleinen Gemeinden seien sie von immenser Bedeutung, da Rettungswagen hier - aus wirtschaftlichen Gründen - knapp bemessen sind.

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Auch in Ausnahmesituationen, in denen eine massive Belastung der Rettungsdienste herrscht, sei eine ausreichende Notfallhilfe garantiert. Beispiel Silvester: Selbst, wenn alle Rettungswagen quasi durchgehend im Einsatz seien, gebe es zusätzliche ehrenamtliche Einheiten, die das immense Einsatzaufkommen mitabfangen.

"Die Pandemie war eine absolute Ausnahmesituation"

Aber warum hat sich die Einhaltung der Hilfsfrist denn überhaupt verschlechtert? Ein großer Faktor war zuletzt die Corona-Pandemie, sagt Sohrab Taheri-Sohi. Durch die starke Belastung der Kliniken hätten die Rettungswagen oft weiter entfernte Kliniken anfahren müssen und fehlten in ihrem eigentlichen Rettungsdienstbereich länger als sonst - da werden zwölf Minuten demnach knapp.

Die Pandemie sei aber eine absolute Ausnahmesituation gewesen, in der ohnehin viele Bereiche überlastet waren. Die allgemeine Auslastung in Normalzeiten sei zwar auch immens und werde immer größer. Doch die Verantwortlichen reagieren.

Die Belastungen und Personalausfälle, die durch die Corona-Pandemie entstanden waren, hätten sich verringert, so Taheri-Sohi weiter. Außerdem wurden die Ausbildungsplätze aufgestockt: In den Jahren 2023 und 2024 können so bis zu 750 Menschen ausgebildet werden. Zuvor waren es nur 245 pro Jahr.

Angst braucht also keiner zu haben, dass die Retter in der Not im Fall der Fälle nicht auftauchen.

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  • Kampf den Schwurblern am 21.03.2023 14:37 Uhr / Bewertung:

    Warum mal wieder Unsicherheit und Ängste der Menschen schüren, wenn alles nicht stimmt.
    Aber Hauptsache reisserische Artikel.!

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