Kaum Wachstum, aber viele Forderungen

Bayerns Wirtschaft wächst mäßig. Deshalb soll die Politik den Unternehmen helfen
München - Im Weißbierglas herrscht Pegel-Stillstand. Zwar ist der Schaum nicht zusammengefallen, aber nachgeschenkt hat auch keiner. Höchstens die Autobauer. „Doch insgesamt sind wir nur verhalten optimistisch.“
Das sagt Alfred Gaffal, der den Pegel im Weißbierglas alle halbe Jahre prüft. Er ist Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), die regelmäßig den Index der bayerischen Wirtschaft erstellt. Und der hat irgendwann den folkloristischen Titel „Weißbier-Index“ abgekriegt.
Dieser Index legte zwar im ersten Halbjahr 2013 leicht zu, wobei ihn eher die Aussichten nach oben trieben als die Wirtschaftslage. Bayerns Bruttoinlandsprodukt stagnierte, die Exporte liefen mäßig, Unternehmen investierten vorsichtig und viele Branchen verloren an Wirtschaftsleistung: etwa die Maschinenbau- und die Elektroindustrie. Einzig die bayerischen Autobauer legten stark zu, vor allem im Auslandsgeschäft.
Für das gesamte Jahr 2013 erwartet Alfred Gaffal dennoch ein Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent im Freistaat. Damit die Unternehmen künftig wieder stärker zulegen, hat der Verband außerdem Forderungen zusammengestellt, die „Agenda 2020“.
Der Wunschkatalog der Wirtschaft unterteilt sich in sieben Bereiche. Zunächst soll mehr Geld in Infrastruktur wie etwa Autobahnen investiert werden, da man nicht länger von der Substanz leben könne. Mehr Geld wünscht sich der vdw auch für Bildung sowie für Forschung, vor allem in kleineren Betrieben. Die Strompreise für mittlere und große Unternehmen seien im internationalen Vergleich viel zu teuer und müssten sinken, ebenso wie die Steuern auf Unternehmensgewinne.
Ganz Bayern, auch der ländliche Raum, soll bis 2020 mit schnellem Breitband-Internet versorgt sein.
Und schließlich seien die Arbeitnehmer im Bayern für die Unternehmen zu teuer. Mit den hohen Arbeitskosten (das sind Lohn- plus Lohnnebenkosten) sei man international nicht wettbewerbsfähig. Der Verband fordert einen „flexiblen Arbeitsmarkt“, was auch bedeute: „Bei der Sicherung muss auf Eigenverantwortung statt auf Umverteilung gesetzt werden“.