Kardinal Marx: Die Mehrzweckwaffe

Der AZ-Redakteur Michael Heinrich über den Münchner Kardinal Marx als neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz.
von  Michael Heinrich

München - Nicht nur als Münchner Lokalpatriot kann man sich darüber freuen, dass Reinhard Kardinal Marx zum neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt worden ist. Er tritt damit aus heimischer Sicht in die – ziemlich großen – Fußstapfen von Julius Kardinal Döpfner, der dieses höchste deutsche Kirchenamt von 1965 bis 1976 innehatte. Der war nicht nur ein charismatischer Kirchenführer, sondern wagte sich mutig auf – für damalige Zeiten – neue Wege.

Doch das ist nichts im Vergleich zu dem, was die neue katholische Mehrzweckwaffe an Arbeit und Mühen erwartet. Er ist einer der engsten Berater des Papstes, der nichts Geringeres will, als die Kirche umzukrempeln. Er soll als neuer Wirtschaftskoordinator im Vatikan die ins Zwielicht geratene Finanzpolitik auf Vordermann bringen. Er will in seiner Münchner Diözese die von ihm auf den Weg gebrachte Strukturreform vorantreiben, die ihm durch die Zusammenlegung von Pfarreien beim Kirchenvolk viel Kritik eingebracht hat.

Und jetzt muss er auch noch bundesweit Impulse setzen bei so vielen Themen, die auch deutsche Katholiken entzweien: Zölibat, Wiederverheiratung Geschiedener, konfessionelle Mischehen, Zulassung von Frauen zu Weiheämtern, Ehen von Homosexuellen. Wenn er das alles anpackt und zumindest einige Reformen bewirkt, dann dürfen die Münchner Gläubigen wirklich stolz auf ihn sein.

 

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