Kaffeebar, Lounge, Pullis: Was in dieser Stadtsparkassen-Filiale in München ganz anders ist

Die Stadtsparkasse eröffnet an der Barer Straße in München die erste Filiale ihrer Art: bunt, luftig, mit Kaffeebar und Workshops – studentisch.
von  Hüseyin Ince
Eher Lounge als Bank: Stadtsparkassen-Chef Ralf Fleischer und Vorständin Sabine Schölzel bei der Eröffnung von "barer41", der ersten Münchner Filiale, die vor allem Jahrgang 1996 und jünger ansprechen möchte.
Eher Lounge als Bank: Stadtsparkassen-Chef Ralf Fleischer und Vorständin Sabine Schölzel bei der Eröffnung von "barer41", der ersten Münchner Filiale, die vor allem Jahrgang 1996 und jünger ansprechen möchte. © Fotos: Bernd Wackerbauer

München - "Kein Mitarbeiter trägt hier Anzug oder Kostüm", sagt der Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse München, Ralf Fleischer. Und es ist schon ein Zeichen, wie wichtig es dem obersten Chef ist, dass er am Donnerstagmorgen an der Eröffnung dieser Filiale mit dem Eigennamen "barer41" teilnimmt. Bei einer handelsüblichen Wiedereröffnung wäre er womöglich eher dem Tagesgeschäft nachgegangen.

Es ist die erste Sparkassen-Filiale ihrer Art in München und eine von wenigen deutschlandweit. Die alte, traditionelle Filiale an der Barer Straße 41 wurde aufgebrochen, Wände sind herausgerissen, geschwungene Sitzbänke mit Dellendesign auf Metall im Beinbereich hat man eingebaut.

Ein poppig-buntes Ambiente samt Kaffeebar sowie LED-Lichterschlauch darüber fällt auf, dazu Internet, Strom, Kaffee und Kaltgetränk – kostenfrei. Und sehr viel Rot. "Wegen des geschützten Farbtons haben wir sogar schon einen Rechtsstreit gegen die Santander Bank gewonnen", erzählt Fleischer. Präsent ist das Sparkassen-Rot an der Decke mit luftig-rechteckigen, filigranen Metallstreben, hip und roh im Industriedesign belassen.

Filiale der Stadtsparkasse München: Eine Oase im Univiertel für die Generation Z und Generation Alpha

Eine Begegnungsstätte für Studierende soll das barer41 künftig sein, ginge es nach der Sparkasse. Generation Z und Alpha sollen sich hier vor allem wohlfühlen, also alle Jahrgänge ab 1996. An eine herkömmliche Bankfiliale erinnert hier eigentlich nichts.

Kein Anzug, kein Kostüm. Sparkassenmitarbeiterinnen wie Betül Heß und Sabine Derheld sprechen die neue Kundengeneration in Pullis an.
Kein Anzug, kein Kostüm. Sparkassenmitarbeiterinnen wie Betül Heß und Sabine Derheld sprechen die neue Kundengeneration in Pullis an. © Bernd Wackerbauer

Keine Automaten, keine Schalter, nur ein Abhebe-Automat an der Außenwand zur Schellingstraße – der am Donnerstag außer Betrieb ist. Mitarbeiter laufen in Kapuzenpullis und Turnschuhen herum, fragen, ob man Latte macchiato oder Cappuccino möchte. Man könne hier unverbindlich sitzen und sich auf die nächste Vorlesung vorbereiten, versichert Stadtsparkassen-Chef Fleischer – oder sich auch zu Finanzthemen beraten lassen.

Und warum das alles? Seit Corona, mit den vielen virtuellen Sitzungs- und Gesprächsrunden, sei klar geworden, "dass die persönliche Begegnung durch nichts zu ersetzen ist", so Fleischer. Auch deshalb habe man sich entschlossen, für nahezu eine Million Euro in Zusammenarbeit mit Architekten, Designern und anhand der Ergebnisse von Studentenbefragungen die klassische Filiale mitten im Univiertel völlig zu verändern.

An der Barer Straße 41 eröffnete vor etwa 200 Jahren die erste Stadtsparkassen-Filiale in München überhaupt

Ein historischer Standort: Laut Fleischer ist das barer41 die allererste Filiale der Stadtsparkasse in München gewesen, vor 200 Jahren. Im Nebenraum steht ein edler Besprechungstisch aus Holz mit goldenem Nietenrand, der zum hundertjährigen Jubiläum der Stadtsparkasse angeschafft worden sei.

Fast schon Standard: Strom, Internet und LAN-Kabel sowie WLAN sind hier – wie auch der Kaffee – kostenfrei.
Fast schon Standard: Strom, Internet und LAN-Kabel sowie WLAN sind hier – wie auch der Kaffee – kostenfrei. © Bernd Wackerbauer

Zwei solcher Räume kann man buchen, jeder darf das, ob jung oder alt, stundenweise für Besprechungen. Ein dritter Bereich ist per Vorhang abtrennbar und eignet sich für Besprechungen von etwa zehn bis 15 Leuten, ebenfalls buchbar, alles kostenfrei und unverbindlich über die Plattform www.sskm.de.

Das versichert auch die Vorständin Sabine Schölzel, die diese historische Eröffnung auch nicht verpassen wollte. Ein völlig neues Angebot sei das für junge Leute. "Wer finanziell unabhängig sein will, muss sich damit auskennen", sagt Schölzel.

Sehr präsent: die Kaffeebar im barer41. Die Decke mit Metallstreben im Sparkassen-Rot wurde industriell roh belassen.
Sehr präsent: die Kaffeebar im barer41. Die Decke mit Metallstreben im Sparkassen-Rot wurde industriell roh belassen. © Bernd Wackerbauer

Geld abheben kann man hier theoretisch noch, überweisen und Kontoauszüge ausdrucken nicht

Da wolle eben die Stadtsparkasse niederschwellig zur Seite stehen, egal ob Steuererklärung oder Start-up-Gründung. "Die Gründerszene ist in München besonders lebendig", weiß Fleischer. Und Senioren seien weiterhin willkommen, "auch sie beraten wir natürlich gerne", versichert Schölzel.

Doch das traditionelle Bankgeschäft lässt sich hier aber nicht mehr erledigen – was schon im Vorfeld für Kritik bei Stammkunden aus dem Viertel gesorgt hatte. Ein Senior aus der Nachbarschaft kommt während der Eröffnung und fragt mit Bankkarte in der Hand, wo er bitte seine Kontoauszüge ausdrucken könnte. "Das ist hier leider nicht mehr möglich", sagt ein Mitarbeiter der Sparkasse.

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