Käfer-Witwe bestohlen: Uschi Ackermann wird zur Miss Marple

Die Witwe von Feinkost-König Gerd Käfer hat einer diebischen Apothekerin das Handwerk gelegt. Am Montag war der Prozess.
von  Nina Job
Uschi Ackermann war als Zeugin geladen, musste dann aber gar nicht aussagen vor Gericht.
Uschi Ackermann war als Zeugin geladen, musste dann aber gar nicht aussagen vor Gericht. © Nina Job

Uschi Ackermann kochte jedes Mal Kaffee und servierte Kuchen, wenn die Apothekerin Ingrid S. (65) mit der Abnehmspritze zu ihr kam. Sehr freundlich sei sie gewesen und habe immer bewundert, was für schöne Sachen Uschi Ackermann besitze. So erinnert sich die prominente Society-Lady (78) an Ingrid S.

Am Montag ist die Apothekerin wegen Diebstahls zu 2875 Euro Geldstrafe (115 Tagessätze à 25 Euro) verurteilt worden. Nach Überzeugung von Amtsrichterin Schorner hat Ingrid S. nicht nur die Witwe von Feinkost-König Gerd Käfer zu Hause bestohlen, sondern auch Medikamente aus einer Apotheke in der Leopoldstraße geklaut. Gesamtschaden: 1706 Euro.

Zum ersten Mal begegnet waren sich die beiden Frauen in einer Apotheke in der Altstadt, erzählte Uschi Ackermann am Rande des Prozesses der AZ. Sie wollte ein Rezept für eine "Fett-weg"-Spritze einlösen, Ingrid S. habe sie bedient. Dabei habe die Apothekerin ihr vorgeschlagen, dass sie ihr die Spritzen auch nach Hause bringen könne. Die beiden Frauen wohnen in derselben Straße in Altbogenhausen.

Käfer-Witwe bestohlen: Plötzlich verschwanden wertvolle Becher

Und so kam es dann auch: Ab Juni 2023 besuchte die Apothekerin Uschi Ackermann mehrmals zu Hause. "Plötzlich fehlten Sachen", erzählt Uschi Ackermann der AZ. Auch Teller und Trinkbecher von Chopard seien verschwunden, wertvolle Stücke, die Gerd Käfer einst geschenkt bekommen hatte. "Am Anfang habe ich sie nicht verdächtigt", so Uschi Ackermann zur AZ. "Aber so viele Gäste kommen nicht in meine Wohnung."

Irgendwann erfuhr sie in einer Apotheke, in der S. ebenfalls gearbeitet hatte, dass sie dort nicht mehr beschäftigt sei. Über die Gründe sei herumgedruckst worden. Uschi Ackermann begann, Verdacht zu schöpfen und auf eigene Faust zu "ermitteln". Sie telefonierte mit verschiedenen aktuellen und früheren Arbeitgebern von S., erfuhr von einigen mutmaßlichen Ungereimtheiten – und erstattete schließlich Diebstahls-Anzeige wegen der Gegenstände, die sie selbst vermisste.

Als die Apothekerin am 1. März 2024 schließlich wieder "Fett-weg-Spritzen" vorbeigebracht hatte, warteten vor dem Haus fünf Polizisten. Sie durchsuchten die Apothekerin, fanden bei ihr mehrere Silberdöschen, einen Anhänger mit Münzen und ein silbernes Herz mit einem Marienkäfer – alles Gegenstände, die Uschi Ackermann gehörten. Die Beweise waren erdrückend.

Auch in einer Apotheke hatte sie zuvor gestohlen

Im Zuge der polizeilichen Ermittlungen konnte die Polizei außerdem nachweisen, dass S. in einer Apotheke in Schwabing Medikamente gestohlen hatte. Während die Chefin zur Post gegangen war, steckte S. zwei Packungen Iberogast classic und eine Packung Nahrungsergänzungsmittel Norsan Omega 3 in ihre Handtasche. Wert: 56 Euro.

Eigentlich hätte es gar keinen Prozess geben müssen. Richterin Schorner hatte einen Strafbefehl gegen S. erlassen. Am Montag im Saal A221 vor dem Amtsgericht ging es nur noch um die Höhe der Strafe. Ihr Anwalt Hermann Moosburger versuchte trotzdem noch, Zweifel zu schüren, dass S. die Taten begangen habe. Ingrid S. werde "seit drei Jahren von paranoiden Leuten verfolgt", dröhnte er vor Gericht. Der Jurist lebt mit der Apothekerin zusammen.
Die Richterin sprach von "hinreichendem Tatverdacht" und stellte klar, dass es einem Geständnis gleichkommt, wenn der Strafbefehl akzeptiert wurde. S. und ihr Anwalt hatten ihn akzeptiert.

Die ersten Verurteilungen wegen Diebstahls liegen rund 40 Jahre zurück

In der Verhandlung kam noch heraus, dass S. in den 1980er Jahren schon zwei Mal wegen Diebstahls verurteilt worden war. Einfluss auf die Höhe der Strafe hatten diese Verurteilungen nicht mehr – zu lange her. Allerdings gab es auch noch in jüngerer Vergangenheit einen schweren Verdacht gegen sie: Dabei ging es um einen vermuteten Schaden von 21.900 Euro in einer Apotheke in Poing. Diese Tat konnte S. aber nicht nachgewiesen werden, das Verfahren sei von der Staatsanwaltschaft München II eingestellt worden, hieß es im Prozess.

"Ich hätte nie gedacht, dass mich eine Apothekerin beklaut", sagte Uschi Ackermann nach dem Urteil. Das Gericht hatte sie als Zeugin geladen, sie musste aber dann doch nicht aussagen. Die beschuldigte Apothekerin war vor Gericht gar nicht erst erschienen – nur ihr Anwalt.  Uschi Ackermann fand die Strafe zu gering. "In meinen Augen würde es zur Heilung beitragen, wenn sie mir meine Chopard-Sachen wiedergibt", sagte sie zur AZ. Doch dass S. die Becher und Silbertellerchen ihres  verstorbenen Mannes gestohlen hat – dafür gab es ebenfalls keinen Beweis.

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