Juwelen-Diebe in München: Vieles deutet auf eine bestimmte Bande hin
München - Eine einzige Minute hat gefehlt, dann hätte die Polizei die beiden Männer geschnappt, die am Dienstag kurz vor 4 Uhr morgens einen Juwelier in der Dienerstraße leerräumten. Ein Zeuge sah die Täter davonlaufen – nur 60 Sekunden bevor der erste Streifenwagen am Tatort eintraf.
Mit einem tags zuvor gestohlenen VW Golf rasten sie durch eine schmale Hofeinfahrt an der Dienerstraße direkt in die Eingangstür von Juwelier Ralf H. Nutt. Im selben Moment ging der Alarm los und automatische Überwachungskameras im Laden wurden aktiviert.

Blitzdiebstahl: Drei Minuten, dann ist alles vorbei
Die beiden Männer wissen, dass sie vermutlich kaum mehr als drei Minuten Zeit haben, um die Vitrinen und Auslagen mit kostbarem Schmuck leer zu räumen. Doch das Risiko schreckt sie nicht, sie tragen nicht einmal Masken und sie haben Glück, der Coup gelingt. Ihr Vorsprung reicht ganz knapp aus. Mit vollgepackten Taschen laufen sie in verschiedene Richtungen davon, vermutlich in Richtung Alter Hof und Marienplatz. Irgendwo in der Nähe dürfte ein Fluchtauto geparkt haben.
Noch nie stand die Polizei so dicht davor, zwei Täter zu fassen und damit vielleicht eine der spektakulärsten Überfallserien der vergangenen zehn Jahre aufzuklären. Blitzeinbrüche, bei denen Autos als Rammböcke verwendet werden, verzeichnet die Polizei von Hamburg über Berlin bis Stuttgart. In Bamberg waren es zwei, in München drei Überfälle.

Die Camouflage-Bande erbeutet Schmuck und Uhren in Millionenhöhe
Auch in Österreich sind die Täter aktiv. In der Steiermark sind drei Männer am 28. August in Leibnitz mit einem in Graz gestohlenen Auto gegen 3 Uhr morgens in ein Juwelier gerast. Die Täter entkamen mit Schmuck und Uhren in unbekannter Höhe.
In Salzburg wurde am 10. Februar ein Blitzeinbruch verübt. Drei Täter rasten gegen 3.45 Uhr mit einem gestohlenen Audi auf dem Alten Markt in den Eingang eines Juweliers, der mit Luxusuhren handelt. Die Täter entkamen unerkannt und mit Uhren im Wert von einer halben Million Euro.
Ermittler in Deutschland und Österreich arbeiten eng zusammen, tauschen Informationen und Erkenntnisse bei der Jagd nach den Tätern aus. "Camouflage" heißt der Ermittlungskomplex, weil die Täter oft in militärischer Tarnkleidung auftreten. In München waren sie diesmal ganz in Schwarz gekleidet. Ob es sich immer um dieselbe Bande handelt, oder ob es mehrere Gruppierungen sind, die mit derselben Methode arbeiten, ist derzeit noch unklar.
Auch in der Residenzstraße schlug die Bande zu
Der Tatort Dienerstraße ist der bisher letzte in einer langen Reihe von Rammbock-Attacken. Der Goldschmied liegt nur einen Katzensprung vom Juwelier Bucherer in der Residenzstraße entfernt. Der wurde am 3. Februar 2020 um 3.40 Uhr leergeräumt.Knapp vier Minuten brauchten die Täter, um mit Schmuck und Uhren im Wert von rund 1,5 Millionen Euro zu verschwinden.
Die Serie in München begann am 29. August 2019. Drei Männer mit einem gestohlenen Mazda rammten gegen 4 Uhr morgens den Eingang zum Juwelier "German Style" in der Nähe des Isartors. Der Coup dauerte nur etwa 40 Sekunden. Die Bande stahl mindestens 30 Luxus-Uhren. Der Schaden betrug rund 300.000 Euro.
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