Jugendliche gehen auf Rallye-Tour mit geklautem BMW

Die jungen Diebe rasen mit dem wertvollen Fahrzeug tagelang durchs Gelände und springen sogar über Schanzen – bis der Wagen völlig demoliert seinen Geist aufgibt.
von  AZ
Verzogenes Fahrwerk, kaputter Motor, verbeultes Blech: Nach der Spritztour war der BMW X3 völlig demoliert.
Verzogenes Fahrwerk, kaputter Motor, verbeultes Blech: Nach der Spritztour war der BMW X3 völlig demoliert. © Polizei

Die jungen Diebe rasen mit dem wertvollen Fahrzeug tagelang durchs Gelände und springen sogar über Schanzen – bis der Wagen völlig demoliert seinen Geist aufgibt

MÜNCHEN - Das letzte Mal, als Fred S. (Name geändert) seinen BMW X3 sah, parkte der schmucke Wagen mit Metallic-Lackierung ordentlich und unversehrt am Wolkerweg in Kleinhadern. Der Autobesitzer wollte in einer Klinik einen Krankenbesuch machen. Als der 68-Jährige drei Stunden später wieder zurück kam, war sein Auto weg. Erst zwei Wochen später tauchte der BMW wieder auf: 16 Kilometer entfernt - mit völlig demoliert. Jugendliche hatten sich den X3 „ausgeliehen” und den Wagen tagelang auf dessen Offroad-Tauglichkeit getestet.Sogar über Schanzen ließen sie den teuren BMW fliegen - bis das Auto schlapp machte. Da schoben sie ihn auf den Parkplatz einer Pension in Großdingharting.Dort entdeckte der Wirt den ramponierten Wagen. Er verständigte die Polizei, der BMW wurde abgeschleppt und sichergestellt. Doch was das teure Auto in den zwei Wochen seines Verschwindens auszuhalten hatte, kam erst später ans Licht: als zwei verschüchterte Jugendliche im Polizeirevier in Forstenried auftauchten.

 

Sie erzählten, dass sie bedroht würden, weil sie wüssten, was ein paar Jugendliche mit einem geklauten BMW alles angestellt hatten. Demnach hatten zwei Burschen (18, 20) den geparkten BMW am 18. Januar in Kleinhadern entdeckt. Angeblich hatte der Besitzer vergessen, den Zündschlüssel abzuziehen. Die Jugendlichen erzählten ihren Freunden im nahen Freizeitheim davon. Gemeinsam beschlossen die Chaos-Kids, den Wagen zu holen. Ein 15-Jähriger sorgte für den ersten Großschaden: Der Jugendliche fuhr mit quietschenden Reifen davon. Nach einer kurzen Runde stank der Wagen nach verbranntem Gummi, die Lenkung war um 45 Grad verzogen und die gesamte rechte Seite zerschrammt. Der 15-Jährige hatte ein Auto gestreift. Damit nicht genug.

In den folgenden Tagen fuhren der 18- und der 20-Jährige im BMW (Baujahr 2005, Neupreis etwa 35000 Euro) mit ihren Kumpels über einen Feldweg zu einer Waldlichtung zwischen Klein- und Großdingharting. „Auf dem Gelände gibt es schanzenartige Bodenformationen”, so Polizeisprecherin Claudia Künzel. „Jeder Interessierte konnte dort ausgiebig die Allradtauglichkeit und das Sprungverhalten des X3 prüfen.” Nach ein paar Tagen hatte der BMW einen massiven Unterbodenfrontschaden, der Kühlwassertank war gerissen, die Kardanwelle gebrochen und das Getriebe ruiniert.

Als das Auto schließlich gar nicht mehr fuhr, schoben die Jugendlichen den Wagen zu der Pension und machten sich aus dem Staub. Die Polizei ermittelt nun wegen Kfz-Diebstahl, Fahren ohne Führerschein, Unfallflucht und mutwilliger Sachbeschädigung gegen drei Beschuldigte. Alle sind bereits polizeibekannt. Nur die zwei, die sich auf der Wache gemeldet hatten, werden ohne Strafe davonkommen. Sie gelten nur als Mitwisser. Wie hoch der Schaden ist und ob sich eine Reparatur überhaupt lohnt, weiß Autobesitzer Fred S. nicht. Sein X3 wird immer noch begutachtet. 

 

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