Job weg, Wohnung weg: Die Gefahr steigt

Mitten im Speckgürtel: Immer mehr Menschen droht der Abstieg in die Obdachlosigkeit.
von  Abendzeitung
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MÜNCHEN - Mitten im Speckgürtel: Immer mehr Menschen droht der Abstieg in die Obdachlosigkeit.

Er lebte in einer hübschen Wohnung, schickte seine Töchter zur Musikschule und freute sich, wenn seine Frau etwas Leckeres gekocht hatte, wenn er nach der Arbeit heimkam. Doch mit der Wirtschaftskrise brachen für den Familienvater und selbstständigen Ingenieur aus dem Münchner Süden die Aufträge weg. Die Kleinen durften nicht mehr Geige spielen, neue Klamotten waren nicht drin, noch viel schlimmer aber: Das Geld reichte nicht mal für die Miete, prompt klagte der Vermieter auf Wohnungsräumung.

Schicksale wie dieses gibt es im Landkreis München immer häufiger, weiß Michael Wüstendörfer vom Kreisverband München-Land der Arbeiterwohlfahrt (AWO). „Die Gefahr, seinen Wohnraum zu verlieren, steigt“, sagt er. Das hohe Mietpreisniveau und der angespannte Wohnungsmarkt im Ballungsraum München führen auch im Landkreis dazu, dass immer mehr Menschen von Obdachlosigkeit bedroht sind, so Wüstendörfer.

2009/2010 waren laut AWO 1001 Haushalte im Münchner Speckgürtel von Wohnungsnot betroffen, im Vorjahr wurden noch 943 gemeldet – ein Anstieg von 6,15 Prozent. Mehr als hundert Fälle registrierte die AWO in Haar, Ottobrunn und Unterschleißheim.

Damit Betroffene ihr Dach über dem Kopf behalten können, engagieren sich, vom Landkreis bezuschusst, sechs AWO-Mitarbeiter. Sie verhandeln bei Räumungsklagen mit Vermietern, stellen Kontakt zu Beratern und Anwälten her und weisen Betroffene darauf hin, beim Landratsamt Unterkunftskosten anzufordern – 460 Euro monatlich bekommt eine alleinstehende Person maximal, für eine vierköpfige Familie liegt die Mietobergrenze bei 810 Euro. Anne Hund

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